SUB verlässt VBSL
Viele ziehen zum Studieren nach Bern. Bild: Public Domain
Die SUB und der Verein Berner Studentenlogierhaus (VBSL) werden nicht mehr zusammenarbeiten. Warum es so weit kam und wie sich diese Entscheidung auf die Wohnungssituation der Studierenden auswirkt, wollten wir von den Beteiligten wissen.
Mit einer Medienmitteilung gab die SUB im September 2016 den Austritt aus dem Verein Berner Studentenlogierhaus (VBSL) bekannt. Die Gründe dafür seien vielfältig und hätten sich seit längerer Zeit abgezeichnet, schreibt die SUB im Dokument. «Wir hatten nicht mehr den Eindruck, dass der VBSL günstigen Wohnraum für finanziell schwächer gestellte Studierende anbieten kann», sagt Fabienne Kriesi, Vorstandsmitglied der SUB und zuständig für das Ressort Soziales und Personal. Als Beispiel nennt sie die Schliessung des Logierhauses am Kanonenweg, die mit der Eröffnung der Liegenschaft in Bolligen kompensiert wurde. «Für uns ist es nicht nachvollziehbar, dass Wohnungen an einer Top-Lage wie in der Länggasse günstiger sind als jene ausserhalb der Stadt in Bolligen», führt Kriesi aus. Das Argument, dass die Zimmer in Bolligen moderner seien, lässt sie nicht gelten: «Die meisten Studierenden wollen in erster Linie günstig und zentral wohnen. Bei einer Verlegung in die Peripherie entstehen Mobilitäskosten, die das Budget belasten.»
Gesucht: Günstiger Wohnraum
Das günstigste Angebot des VBSL kostet aktuell 560 Franken pro Monat. Dieser Preis sei in Ordnung, allerdings sei die Anzahl Zimmer, die zu diesem Preis zu haben sind, zu gering, meint Kriesi. «Wohnraum um 500 Franken in Bern zu finden ist schwierig». Die SUB hätte vom VBSL erwartet, dass vor allem dieser Preisbereich angestrebt und dort gezielt ein grösseres Angebot geschaffen wird. Das Angebot des VBSL könne gerade für Austauschstudierende nützlich sein, da es oftmals schwierig sei, ein möbliertes Zimmer für einen kurzen Zeitraum zu finden. Die SUB werde in diesem Fall weiterhin auf den VBSL verweisen, wünscht sich aber ebenfalls niedrigere Preise. «Auch Studierende aus dem Ausland haben oft ein kleines Budget», merkt Kriesi an.
«Wir hatten
nicht mehr
den Eindruck,
dass der VBSL günstigen
Wohnraum für
finanziell
schwächer gestellte
Studierende
anbieten kann.»
Gesucht: Relativ preiswert, aber modern
Pro Jahr erziele der VBSL einen Mietertrag von zirka fünf Millionen Franken. Nach Abzug aller Kosten, Abschreibungen und Zuweisungen an den Erneuerungsfonds werde in der Regel ein ausgeglichenes Ergebnis ausgewiesen. Vorwürfe der SUB, dass die Preise zu hoch seien, weist der Präsident Jürg Stucki zurück. Die Zimmer- und Wohnungsangebote des Vereins seien sehr breit und auf alle Budgets ausgerichtet. Gemäss dem Dokument «Entstehung und Entwicklung» des VBSL sei der Verein eigentlich als nicht gewinnorientierte Organisation darauf bedacht, für Studierende und Auszubildende möglichst mieterfreundliche Mietzinse anzustreben.
«Die meisten Studierenden
wollen in erster Linie günstig
und zentral wohnen.»
Selbstverständlich solle aber trotz der günstigen Mieten moderne Infrastrukturen und gut konzipierter Wohnraum angeboten werden. Doch: «Die Studierenden sind gerne bereit, auf Luxus zu verzichten. Wenn eine Wohnung keine Geschirrspülmaschine oder Badewanne hat, dafür pro Monat 70 Franken weniger kostet, hat der Preisnachlass für viele einen höheren Stellenwert», wendet Kriesi ein. Der VBSL bietet zusätzliche Dienstleistungen, etwa einen Waschdienst und möblierte Zimmer, an. Diese Dienstleistungen würden nicht von allen Studierenden gewünscht. Bei den Mietverhältnissen des VBSL gibt es jedoch keine Möglichkeit, für einen Preisnachlass darauf zu verzichten.
Projekte der SUB
Um einheimischen Studierenden zu günstigem Wohnraum zu verhelfen, verfolgt die SUB neue Pläne. Carole Klopfstein, Vorstandsmitglied der SUB und zuständig für das Ressort kantonale- und universitäre Hochschulpolitik und Kommunikation verweist auf die Wohnungsbörse auf der Homepage der SUB. Dort würden regelmässig neue Wohnungs- und Zimmerinserate aufgeschaltet. Auch Angebote des von der SUB unterstützten Projekts «Wohnen für Hilfe» würden unter dieser Rubrik erscheinen. «Studierende können zu einem geringen Preis bei älteren Leuten wohnen, müssen aber die Person unterstützen, etwa im Haushalt oder Garten», erklärt Klopfstein. Weiter bemühe sich die SUB, ein besseres Netzwerk mit anderen Institutionen aufzubauen, welche bereits jetzt günstigen Wohnraum für Studierende anbieten. Eine solche Institution sei zum Beispiel der Verein Wohnraum für Studierende (StuWo). Ausserdem habe die SUB im November 2016 in Zusammenarbeit mit einer Grossrätin eine Interpellation im Grossen Rat des Kanton Berns eingereicht. Sie erkundigt sich darin, was bisher unternommen wurde, um Studierenden günstigen Wohnraum anzubieten. Behandelt werde die Interpellation wahrscheinlich 2017. Weitere Abklärungen sind am Laufen, die SUB würde sich gerne in absehbarer Zeit an einem grösseren Wohnprojekt für Studierende beteiligen. Sie ist dafür in Absprache mit diversen Institutionen und Personen, zudem setzt sich die Hochschulpolitische Kommission der SUB mit dem Thema und den damit verbundenen Möglichkeiten auseinander.
Leistungen von Stadt und Uni
Speziell für Studierende und Leute in Ausbildung bietet die Stadt Bern 40 Zwei- und Dreizimmerwohnungen an der Freiburgstrasse an. Die günstigste koste 550 Franken netto pro Monat, sagt Adrian Humbel von der Abteilung für Immobilien der Stadt Bern. Die Mietverträge seien an die Immatrikulationsbestätigung gekoppelt. Werde eine Wohnung frei, schreibe er diese auf einer Wohnungsplattform im Internet aus und melde dies der Universität Bern. Ellen Krause vom International Office der Universität Bern bestätigt diese Zusammenarbeit mit der Stadt. Sie ergänzt, dass die Uni personell und ideell dem VBSL nahestehe und ihn unterstütze. Ausserdem habe sich die Uni der Plattform «housing anywhere» angeschlossen: «Damit können Berner Studierende, wenn sie für begrenzte Zeit ins Ausland gehen, ihr Zimmer zwischenvermieten. Eventuell finden sie über diese Plattform selbst eine günstige Unterkunft im Zielland. Die Kosten des Zugangs übernimmt die Universität, so dass die Nutzung für die Studierenden kostenfrei ist.»
Prognose schwierig
Drei Monate nach dem Austritt der SUB aus dem VBSL ist es naheliegend, dass sich dieser Entscheid noch kaum auf das Wohnungsangebot für Studierende ausgewirkt hat. Nach wie vor ist es schwierig, eine Bleibe unter 500 Franken zu finden (vgl. bsz Ausgabe 5). Es lässt sich feststellen, dass die SUB durch ihre zahlreichen Projekte im Wohnungsbereich eine ganzheitliche und nachhaltige Lösung anstrebt.
Eine passende Wohngelegenheit finden
Die Suche nach einer passenden Wohngelegenheit ist nicht immer einfach, insbesondere, wenn du ein kleines Budget hast. Du kannst dir überlegen, ob du selber eine WG gründen möchtest oder in eine bereits bestehende einziehen willst. Stelle sicher, dass du verschiedene Plattformen nach Möglichkeiten absuchst. Nicht jedes Angebot ist auf jeder Webseite oder Pinnwand ausgeschrieben. Versuche deshalb, auch kleinere Plattformen, wie Kleinanzeigen, die Stellwände an der Universität oder das Wohnungsangebot der SUB, in deine Suche miteinzubeziehen. Weitere Ideen und AnbieterInnen findest du auf der Homepage der SUB unter der Rubrik «Weitere Wohngelegenheiten». Bei der Bewerbung für eine Wohnung solltest du unbedingt darauf achten, dass dein Bewerbungsdossier komplett ist. Dazu gehört das ausgefüllte Bewerbungsformular (dieses erhältst du in der Regel bei der Wohnungsbesichtigung) und ein Betreibungsregisterauszug. Am besten legst du ein Motivationsschreiben bei: In diesem erklärst du, wieso du die Wohnung möchtest. Zusätzlich kommt es bei einem unregelmässigen Einkommen sehr gut an, wenn du ein Bürgschaftsschreiben deiner Eltern dazulegst. Besichtige die WG oder die Wohnung, bevor du dich bewirbst oder dafür entscheidest und versuche, die Bewerbung so schnell wie möglich einzureichen. Denn vielfach entscheidet die Geschwindigkeit über den Entscheid. Sollten weitere Mitglieder zu deiner WG hinzustossen, setze einen Untermietvertrag auf. Vorlagen findest du im Internet und du kannst dir ohne viel Aufwand Mühe und Ärger ersparen. Solltest du rechtliche Probleme haben, darfst du dich jederzeit an den Rechtsberatungsdienst der SUB wenden.
Dieser Beitrag erschien in der bärner studizytig #6 Dezember 2016
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