Note 5,5 für Tutorien

New Skills.. Bild: Public Domain

New Skills. Bild: Public Domain

20. Oktober 2016

Von und

Zu zahlreichen Kursen werden an der Uni Bern Tutorien durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine Art Übungsstunde, die von Studierenden geleitet wird. Doch was bringen sie? Die Philosophisch-historische Fakultät liess letztes Semester alle Tutorate evaluieren.

«Wir wollten unter anderem abklären, was Studierende, TutorInnen und Dozierende von einem Tutorium erwarten», sagt Claus Beisbart, Qualitätsbeauftragter der Fakultät und Verantwortlicher für die Durchführung der Tutoriumsevaluation. Wie erste Ergebnisse zeigen, finden beinahe alle befragten Studis, dass die Tutoriumsziele klar kommuniziert wurden und grösstenteils zum Erreichen der Lernziele der begleitenden Hauptveranstaltung dienten. Nur 5% würden das Tutorium eher nicht weiterempfehlen. Zudem wurden aus Sicht der Dozierenden die inhaltlich-fachlichen Ziele des Tutoriums erreicht.

Obligatorische Hilfestellung

Trotzdem werden in rund 70% Prozent der Tutorien Präsenzlisten geführt. Grund dafür ist wohl, dass der Besuch des Tutoriums üblicherweise obligatorisch ist.
Und das, obschon rund 60 Prozent der befragten Dozierenden angeben, dass das Tutorium nicht im Studienplan vorgesehen ist. Auch werden für das Tutorium in der Regel keine eigenen ECTS-Punkte vergeben. Der Besuch eines Tutoriums könne jedoch von Dozierenden als Teil der Leistungsanforderung für eine Vorlesung oder einen anderen Kurs verbindlich gemacht werden, erläutert der Qualitätsbeauftragte Claus Beisbart. «Die Evaluation wird es erleichtern, einzuschätzen wie erfolgreich die Lerneinheit Tutorium ist», sagt er.

Wenig Aufwand, viel Ertrag?

Im Durchschnitt benoteten die Studierenden das Tutorium mit der Note 5,35. Doch auch, beziehungsweise besonders die kritischen Rückmeldungen seien nützlich, um Best-Practice-Empfehlungen zu erarbeiten, so Claus Beisbart. «Beispielsweise durch eine genauere Analyse des Aufwands, der für die TutorInnen entsteht. Diese geben mehrheitlich an, das vorgesehene Arbeitspensum ausgeschöpft oder gar überschritten zu haben.» Anders sieht es von der Seite der Studierenden aus. Fast ein Drittel von ihnen bereitet sich nicht aufs Tutorium vor und über die Hälfte benötigt weniger als zwei Stunden für Vor- und Nachbereitung. Heisst das, die TutorInnen kauen den Studierenden fachlichen Inhalt vor und referieren ihnen methodisches Wissen? Claus Beisbart betont in diesem Zusammenhang, dass die Tutorien sehr unterschiedlichen Zwecken dienen würden. Wenn ein Tutorium etwa die Gelegenheit zu Fragen zur Vorlesung biete oder der Prüfungsvorbereitung diene, dann sei der Vorbereitungsaufwand gering. Der Qualitätsbeauftragte fügt aber an: «Es gibt auch Tutorien, für die intensive Vorbereitung notwendig ist.»

«Die Tutorin war sehr engagiert und hilfsbereit. Man merkte, dass ihr die Betreuung der Studierenden wichtig ist.»*

Beim Dekanat angestellt

TutorInnen, meistens sind es Masterstudierende, werden seit dem Jahr 2013 aus administrativen Gründen hauptsächlich über das Dekanat angestellt. Sie erhalten einen Halbjahres-Vertrag als Hilfs­assistentIn, der maximal auf vier Jahre verlängert werden kann. Für ihr Arbeitspensum von 12,5% werden sie mit rund 500 Franken pro Monat entlohnt. Die Fakultät stellt zirka 670’000 Franken für die Anstellungen zur Verfügung. Damit können pro Semester etwa 65 Tutoriatsstellen vergeben werden. Nach einer Umfrage bei den Instituten wird die Anzahl Tutorate auf diese verteilt. Bei der Vergabe an die Institute orientiere man sich vor allem an dem in der Vergangenheit eruierten Bedarf, erklärt Regula Käch, Verantwortliche für Finanzen und Personalplanung des Dekanats der Philosophisch-historischen Fakultät.

Best-Practice-Empfehlungen

Bald könnten dem Dekanat für die Vergabe von Tutoratsstellen Best-Practice-Empfehlungen des Fakultätsrats zur Verfügung stehen. «Die Evaluationen werden wir auch dazu nutzen, um besser einschätzen zu können, welche Institute wie viele Tutorien brauchen. Dazu lassen wir die Evaluationen auch getrennt nach den einzelnen Fächern auswerten», erklärt Claus Beisbart. Diese Ergebnisse sollten dann an den Institutsversammlungen besprochen werden. Die Evaluation zeigt, Tutorien sind funktionierende Hilfsveranstaltungen. Inwiefern Best-Practice-Empfehlungen folgen werden, wird sich nach der genauen Auswertung zeigen. Auffallend ist: Bis auf die Präsenzpflicht verursachen Tutorien den Studierenden oft keinen oder nur einen geringen Aufwand.

*Zitat StudentIn aus einer nicht repräsentativen Auswahl offener Fragen in den Evaluationen. Fabio Briante ist Masterstudent mit Philosophie im Hauptfach und Soziologie im Nebenfach.

 


TutorInnen erzählen

Fabio Briante. Bild: Angela Krenger

Fabio Briante. Bild: Angela Krenger

 

Fabio Briante ist Masterstudent mit Philosophie im Hauptfach und Soziologie im Nebenfach. Der Berner gab diverse Tutorien im Fach Philosophie. Zurzeit leitet er jenes zum Einführungskurs Ethik.

Wie hast du dich beworben?

Das erste Mal wurde ich angefragt. Andere Male habe ich direkt bei den Dozierenden meiner Fachrichtung nachgefragt und mich auf die Ausschreibung beworben.

Was hast du in den Tutorien gemacht?

Ich hatte Tutorien mit fünf Leuten und solche mit 40. Das wirkt sich auf die Gestaltung aus. Meistens habe ich frontal unterrichtet und Diskussionen moderiert. Strukturiert habe ich die Tutorien immer anhand von Fragen, die ich im Vorfeld auf Ilias bereitstellte. Meine Unterlagen konnte ich bei Bedarf vom Dozenten, der Dozentin überprüfen lassen.

Weshalb wurdest du Tutor?

Es macht Spass, ich verdiene Geld und es ist CV-relevant. Man sammelt wichtige Erfahrung, wird souverän im Sprechen und Vermitteln von Inhalten. Das war zum Beispiel hilfreich für Stellvertretungen an Schulen.

 

 

Giuanna Beeli. Bild: Angela Krenger

Giuanna Beeli. Bild: Angela Krenger

 

Giuanna Beeli studiert Geschichte im Hauptfach und Editionsphilologie im Nebenfach auf Masterstufe. Sie ist Hilfsassistentin in Neuerer Geschichte und gibt dieses Semester das Begleittutorium zu einem Proseminar Geschichte.

Wie hast du dich beworben?

Ich wurde angefragt, da meine Vorgängerin aufgehört hat.

Was wirst du im Tutorium machen?

Wir werden vor allem anschauen, wie man recherchiert, zitiert und wie Bibliografien erstellt werden. Zudem machen wir ein, zwei Ausflüge in Archive oder Bibliotheken. Viele Unterlagen konnte ich vom Reader weiterverwenden.

Weshalb wurdest du Tutorin?

Um Erfahrung zu sammeln. Lehrerin will ich aber nicht werden.

 

Dieser Beitrag erschien in der bärner studizytig #5 Oktober 2016

Die SUB-Seiten behandeln unipolitische Brisanz, informieren über die Aktivitäten der StudentInnenschaft der Uni Bern (SUB) und befassen sich mit dem Unialltag. Für Fragen, Lob und Kritik zu den SUB-Seiten: redaktion@sub.unibe.ch

Die Redaktion der SUB-Seiten ist von der Redaktion der bärner studizytig unabhängig

 

0 0 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich zu:
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments