Humboldt-Universität zu Berlin: Studierendenvertretung
Hauptgebäude der Humboldt-Universität zu Berlin. Bild: Angela Krenger
Die Humboldt-Universität zu Berlin (HU) zählt zu den besten Unis Deutschlands und bietet für zahlreiche Fachrichtungen ein Studium mitten in der Bundeshauptstadt. Die Hochschule zählt rund 37’000 Studierende. Die SUB-Redaktion hat sich vor Ort umgesehen und einen Blick auf die Berliner Studierendenvertretung geworfen.
Die studentische Selbstverwaltung an der HU Berlin vertritt die Studierenden und nimmt Stellung zu aktuellen hochschulpolitischen Themen. Zum Beispiel wehrt sie sich gemeinsam mit der Berliner Landes-Asten-Konferenz gegen eine Einschränkung digitalen Lernmaterials. Die Asten-Konferenz ist ein Zusammenschluss der Studierendenschaften zahlreicher Berliner Hochschulen.
Organisation
Die studentische Selbstverwaltung der HU ist eine Verfasste Studierendenschaft nach Berliner Hochschulgesetz. Solche gliedern sich üblicherweise in ein StudentInnenparlament (StuPa) und einen Allgemeinen Studierendenauschuss (AStA) als Exekutivorgan. Aus historischen Gründen ist die Exekutive der Studierendenvertretung an der HU kein Allgemeiner Studierenderausschuss, sondern der ReferentInnenrat (RefRat). Er ist unmittelbar an die Beschlüsse des Studierendenparlaments gebunden und erledigt die laufenden Geschäfte. Jeder Referent, jede Referentin wird einzeln gewählt und steht alleine oder mit anderen ReferentInnen einem der 16 Arbeitsgebiete, den sogenannten Referaten, vor. Die Kernreferate sind die Referate Soziales, Lehre und Studium, Finanzen, Hochschulpolitik und Öffentlichkeitsarbeit. Weitere können vom Studierendenparlament bestimmt werden. So gibt es noch die Referate für Anti-Rassismus &
Ausländer_innen, für Fachschaftskoordination, für queer_feminismus, für Internationales, für Ökologie und Umweltschutz, für das Politische Mandat und Datenschutz, für Publikation, für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*, und inter, für Kultur und für Studieren mit Kind(ern).
Studieren, auch mit Kind
Der RefRat bietet unter anderem ein grosses soziales Angebot. Das RefRat Studieren mit Kinder(n) koordiniert den studentischen Kinderladen «Die Humbolde» am HU-Standort Mitte. Die Lage mitten in Berlin kommt beispielsweise dem 28-jährigen Philipp Hennemann sehr entgegen, denn er und seine ehemalige Partnerin leben getrennt; in Mitte können sie jedoch beide ihren Sohn abholen und bringen. Besonders schätzt der junge Vater die lockere Umgebung. Tatsächlich ist der Kinderladen keine «normale» Kita. Hier können Studierende, auch Auslandstudierende, ihre Kinder im Alter von eins bis Schuleintritt regelmässig oder auch nur zwischendurch betreuen lassen. Zum Beispiel abends, um einen Sprachkurs zu besuchen. Der Kinderladen ist während des Semesters besonders lange geöffnet, nämlich bis 20:30. Philipps Junge ist zweieinhalb Jahre alt und geht jeden Tag in den Kinderladen. Seine Mutter studiert an der HU Germanistik und Philosophie. Die Kosten werden fast ausschliesslich von der Universität getragen, die Eltern bezahlen nur 5 Euro pro Monat und 1,50 Euro Essensgeld pro Mahlzeit.
Das StudentInnenparlament an der HU Berlin
Nebst dem RefRat ist das Parlament (StuPa) das zentrale Organ der Studierendenvertretung. Die Aufgaben des StuPa sind: Wahl und Kontrolle des RefRat, Beschlussfassung von Satzungen und Ordnungen sowie die Haushaltsführung. Für alles, was mehr als 2’600 Euro kostet, müssen der RefRat und andere AntragsstellerInnen vors StuPa. Die Verfasste Studierendenschaft finanziert sich selbst über die Semesterbeiträge der Studierenden. Das ergibt bei der momentanen Beitragshöhe von 8,50 rund 600’000 Euro, die der Studierendenschaft zur Verfügung stehen. Grundsätzlich gehe ein Drittel der Finanzmittel ans StuPa, ein Drittel an die Fachschaften und ein Drittel an den RefRat, berichtet der Finanzreferent João Fidalgo, Student im Master Philosophie an der HU. Das Studierendenparlament besteht aus 60 Studierenden der HU, die jeweils im Januar gemäß einer personalisierten Verhältniswahl an der Urne oder per Brief gewählt werden. Die Wahlbeteiligung im letzten Januar lag bei nur 6,6 Prozent. Trotzdem sei das Präsidium von der Wichtigkeit des StuPa überzeugt und gebe vollen Einsatz für dessen Vorbereitung, sagt Lisa Gottwald, Mitglied des Präsidiums. «Eine Uni ohne Beteiligungsmöglichkeit wäre für mich undenkbar», so die Sozialwissenschaftlerin.
«Eine Uni ohne Beteiligungsmöglichkeit
wäre für mich
undenkbar»
Wahlen nach Listen
Wahlberechtigt und wählbar sind alle an der HU Immatrikulierten. BewerberInnen müssen sich zu Listen von mindestens drei Personen zusammenschliessen, um zur Wahl ins Parlament anzutreten. Manche dieser Listen sind parteinahe, so zum Beispiel die «JUSOs HU» oder die «Linke.SDS-Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband». Fast so gross wie deren Sitzanteil ist jener der Liste «RCDS- Die Studentenunion», die dem Ring Christlich-Demokratischer Studenten angehört, einem deutschlandweiten Studentenverband. Sie verstehen sich gemäß Wahlbroschüre 2016 als Gegenpol zur oft links geprägten hochschulpolitischen Landschaft an der HU. Es gibt auch sehr kleine Gruppierungen. So zum Beispiel «the autonome alkoholiker_innen», eine langjährige Liste, deren Wahlziele 2016 alle ironisch formuliert sind. Oder es gibt Neulinge wie die «engagierten Jura-Studierenden», die erst seit einer Amtszeit im StuPa sind. Dann hat es auch Listen, die vorwiegend für die Interessen von Fachbereichen eintreten, so zum Beispiel die «FSI-Charieté» für die MedizinstudentInnen. Insgesamt sind im jetzigen StuPa 17 Listen vertreten.
Veloenthusiasten helfen Studis bei Panne weiter
Ein weiteres Projekt des RefRat ist die bald zwanzigjährige Fahrradselbsthilfewerkstatt «HUBSchrauber», die vom Ökoreferat unterstützt wird. Die Räume dafür werden von der Uni gestellt. Im «HUBSchrauber» können Studierende ihre Fahrräder selbst reparieren, oder gespendete, alte Rahmen neu zusammenbauen. Die wichtigsten Ersatzteile und Werkzeuge werden bereitgestellt. Ein oder zwei engagierte FahrradschrauberInnen helfen bei Fragen weiter, sodass auch Anfänger ihr Rad reparieren können. Einer der 20 ehrenamtlichen Fahrradenthusiasten ist der Berner Vincenz Schmid. Die Liebe liess ihn nach Berlin auswandern, wo er seit einem Jahr beim «HUBSchrauber» mithilft. Er ist fast jeden Tag in der Werkstatt anzutreffen. Oft komme er auch nur vorbei, um etwas für die Uni zu arbeiten oder Büroarbeiten für die Werkstatt zu erledigen. Die Initiative finanziert sich hauptsächlich über Spenden der zahlreichen NutzerInnen. Genutzt werde die Werkstatt von allen, so zum Beispiel von Studierenden, Bankangestellten, Obdachlosen. Auch das HUBSchrauber-Kollektiv besteht aus ganz unterschiedlichen Menschen. Der 24-jährige Gümliger studiert Rehabilitationswissenschaften und Chemie an der HU. Die siebeneinhalb Kilometer von seiner Wohnung in Lichtenberg bis zur Uni in Berlin Mitte legt er mit dem Fahrrad zurück. «Es ist auf vielen Straßen noch ein Kampf, sich unbehelligt durch die Blechlawinen zu quetschen. Die Radcommunity ist allerdings schon heute sehr cool», so Vincenz.
Dieser Beitrag erschien in der bärner studizytig #6 Dezember 2016
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