Der Sommer 2020 ist anders. Oder: Wieso unser Autor plötzlich im Airbnb am Comersee statt in Nordamerika studiert.

Ich sitze in einem Zimmer, ein Glas Wasser und mein Laptop vor mir auf dem Tisch. Hört sich eigentlich ganz gewöhnlich an. Dennoch steht dieser Moment für so manch Neues, das ich in diesem Sommer erlebt habe.

Das Zimmer befindet sich in einer Wohnung in Como, Norditalien. Der Juli neigt sich schon seinem Ende zu und es ist unglaublich heiss. Eigentlich würde ich gerne in den See springen, doch ich studiere jetzt eben online. Das ist halt so, während einer Pandemie. Da fängt man auch mal ein Studium im Juni an. Eigentlich wäre ich ja gerne auch gar nicht hier in Como, sondern auf der anderen Seite des Atlantiks. Dort ist nämlich auch die Universität, an der ich studiere – eigentlich.

Ein Freund aus Madrid sitzt neben mir und arbeitet im Homeoffice. Um etwa drei Uhr nachmittags macht er Feierabend. Sein Chef ist in den Ferien, daher kann er sich sowas erlauben. Vielleicht ist das auch einfach die vernünftige spanische Art, mit der Hitze umzugehen, denke ich mir. Mit ihm und ein paar anderen Freunden, die ich in einem Auslandsemester kennengelernt habe, verbringe ich nun also meine Ferien hier. Wir haben ein Airbnb gemietet, nichts Schönes, Hauptsache billig.

Ich fühle förmlich die absurde Freiheit, in der ich mich befinde. Alle haben wir es geschafft, irgendwie nach Como zu gelangen. Sei es mit dem Zug, dem Bus oder dem Flugzeug. Es erscheint mir beinahe wie ein Akt des Trotzes, wenn schon sonst jegliche Ferienpläne durchkreuzt wurden. Doch nun bin ich hier und muss einen Grossteil der Zeit in den Laptop starren und irgendwelche Aufgaben erledigen.

Es wird ja alles bald wieder vorbei sein, denke ich mir. Und nach zwei weiteren Stunden auf Zoom werde ich mir den warmen italienischen Sommerabend mit meinen Freunden und einem kalten Aperol Spritz so richtig verdient haben.