Editorial #6
Illustration: Tobias Bolliger, www.tobiasbolliger.ch
Liebe Freundinnen und Freunde kernfeuchter Nachtzug-Brioches,
Was ist nur los mit den Schweizer Medien? Beim Plöiderlen mit dem Kommunikationswissenschaftler Mark Eisenegger mussten wir leider feststellen, dass in der weiten CH-Medienlandschaft alarmierende Zustände herrschen. Inhalte werden kaum mehr eingeordnet, die Konsistenz der freitäglichen Fashion-Lektüre ist dünnflüssiger als der Mensa-Filterkaffee, ja selbst in den Editorials der renommiertesten zytige werden glorreiche Kleinstaaten durch Abkürzungen ersetzt. Und dann müssen wir Studis uns auch noch den Vorwurf gefallen lassen, nur Gratisblättli zu lesen.
Dabei – was ist schon ein Gratisblättli? Die bärner studizytig ist eins, kann aber von alphabetisierten Menschen kaum in dieselbe Kategorie wie die gemeine PendlerInnenlektüre eingeordnet werden. Wir sprengen die Grenzen der Gratiskultur – und das zieht sich durch die sechste Ausgabe: Im Gespräch mit Wahlverweigerern hinterfragen wir den Parlamentarismus, beim Besuch besetzter Häuser stossen wir an den Limes des Privateigentums und unterwegs mit dem heimlichen Kartographen der Berner Baustellen entdecken wir dessen grenzenlose Faszination für Kräne.
Zurück zum Gratismedium eurer Wahl. Wir können die Gerüchte bestätigen und so mit zahlreichen Verschwörungstheorien aufräumen: Ja, auch wir sind vor den immensen Anforderungen an die Giganten der Industrie nicht gefeit und wagen den lange angekündigten Schritt in die grosse weite Welt des Internets. Die studizytig ist online und freut sich auf hemmungslose Diskussionen mit und unter der LeserInnenschaft.
In Liebe,
Eure Redaktion