Es muss wohl irgendwo geregnet haben.

07. März 2024

Von

Text & Bild: Alina Rehsteiner

 

Manchmal zähle ich Zebrastreifen. Oder ich präge mir absichtlich beliebige Stimmen ein und langweilige Momente. Um sie dann wieder zu vergessen.

Einige Momente nehme ich wahr, im Wissen, dass sie gar nicht erst in mein Unterbewusstsein eindringen werden.

Letztens stand ich in der S-Bahn, am Abend. Ich konnte die sichtliche Erleichterung der Menschen spüren, nach einem weiteren Tag nachhause zu kommen. Vierundzwanzig Menschen, davon sass die Hälfte. Vor mir standen drei junge Männer, alle in exakt der gleichen Haltung am Fenster. Alle standen sie mit Musik in den Ohren und blickten in die Leere. Hinter ihnen waren auf dem Fenster heftige Spritzer zu sehen.

Es muss wohl irgendwo geregnet haben.

Vielleicht in Schwarzenburg. Ich probiere, jene Momente genauestens wahrzunehmen und sie mir zu merken. Diese Momente der Durchfahrt, des Abwartens sind kostbar, gerade weil ich sie vergessen werde. Sie gehören zur völlig egalen Zeitmasse meines Lebens.

Und gerade deswegen, geniesse ich sie so.

In diesen Momenten ist mir die Vergänglichkeit des Lebens so bewusst wie sonst nie.

Dann fühle ich mich lebendig und frei.

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