Bern geht unter die Haut
Flash von Jan
Die Welt der Tattoos ist lebendig und vielfältig, und die lokalen Tattookünstler*innen sind die Herzschläge der Community, die sich in Bern finden lässt. Dieser Artikel stellt dir einige Tattookünstler*innen vor und zeigt dir, wie du dich für dein nächstes Tattoo entscheiden kannst.
Die Tattooszene ist in den letzten paar Jahren explodiert, vor allem in Bern. Heutzutage trifft man auf die verschiedensten Künstler*innen mit diversen Stilen. Somit hat es für jede*n etwas dabei. Falls du dich schon immer gefragt hast, was für Artists es in Bern gibt oder wie man sich für ein Tattoo entscheiden kann, bist du hier genau richtig. Ich habe neun talentierte Tattookünstler*innen aus Bern interviewt für Tipps und Tricks.
Du bist dir also unsicher?
Zuerst einmal: nimm dir Zeit. Überleg dir, welcher Stil dir am meisten gefällt und wer in jenem Stil arbeitet. Recherchiere die Tattookünstler*innen gut und vergleiche deren Arbeiten (Bilder von geheilten Tattoos) mit anderen. Ein Tattoo direkt von Pinterest haben zu wollen ist okay, aber suche dir dementsprechend auch jemanden, der Spass daran haben wird, dir das zu tätowieren. Ein Tattootermin kann aber auch eine Chance sein, für eine wundervolle Begegnung und Kollaboration, statt blosse Dienstleistung. Photoshop oder das Stencil sind hilfreiche Tools, um das Tattoo auf deinem Körper zu visualisieren. Und ganz wichtig: Du darfst im letzten Moment deine Meinung ändern. Es ist schlussendlich deine Haut, aber entlohne dementsprechend die Tattookünstler*in für die Zeit und Arbeit, die schon investiert wurde. Und wenn du schlussendlich sicher bist, dass du deinen Körper mit einem (weiteren) Tattoo beschmücken willst: Komm nicht direkt vom Feiern, sondern ausgeschlafen, geduscht und satt. Alles andere ist respektlos und wird weder dir noch der*dem Künstler*in Spass machen. Plane dir genug Zeit für den Termin ein und nimm ein Süssgetränk mit. Nachdem die Arbeit getan und das Werk vollendet ist, solltest du die verwundete Stelle gut eincremen und vor der Sonne schützen. Und zu guter Letzt: Gutes Handwerk hat seinen Preis und ist nicht verhandelbar. Ein Tattoo begleitet dich ein Leben lang.
Hast du diese Schritte befolgt, solltest du mehr als ready sein für dein Tattoo!
Die folgenden Tätowierer*innen wurden für den Artikel interviewt. Sie alle verbindet die Leidenschaft für ihre Arbeit. Als ich jeweils am Ende des Interviews fragte, was den für sie ein Highlight sei, so war die Antwort klar: Zufriedene Kund*innen und gut gestochene Tattoos.
Schau mal bei ihnen vorbei, vielleicht findest du etwas, was dir gefällt. Bei ihnen bist du auf jeden Fall gut aufgehoben:
Alain (34, er/ihn, Instagram: alainrouge.tt) tätowiert im ältesten Streetshop von Bern und arbeitet nebenbei als Fahrzeuglackierer. Mit frischen 18 Jahren rannte er ins Tattoostudio und war nach 4,5 h Stunden stolzer Besitzer eines klassischen Maria Tattoos. Nun gibt er sich im Studio 32 voll und ganz seiner Leidenschaft hin: Traditional Tattoos.
Für Emma (22, sie/ihr, Instagram: emso.tt) fing das Tätowieren als Coronaprojekt an. Mittlerweile studiert sie Biologie und tätowiert als Nebenjob. Inspiration findet sie in der Natur, zum Beispiel in Tieren oder Pflanzen. Momentan bereiten ihr free-hand Pflanzentattoos am meisten Freude, so kann sie organisch und natürlich mit dem Körper arbeiten.
Ilyas (22, er/ihn, Instagram: 5rappentattoo) ist Informatikstudent und tätowiert seit 3,5 Jahren nebenbei. Er sucht Inspiration in alten Büchern: «Weil, die Autor*innen schon längst Tod sind». Er sticht gerne Porträts, Tiere und Bilder von tätowierten Körper. Seiner Meinung nach können Tattoos die Selbstliebe zum eigenen Körper fördern. So durfte er zum Beispiel mit einer Person zusammenarbeiten, und über deren self-harm Narben tätowieren – eines seiner persönlichen Highlights.
Jan (39, er/ihn, Instagram: lue.tattoos) hat im Jahr 2017 sein erstes Atelier eröffnet. Er tätowiert schon seit 9-10 Jahren und arbeitet nun im Tattoo Studio Grà. Ursprünglich inspirierten ihn seine Reisen durch Asien, mittlerweile begeistern ihn auch Ornamente in Alltagsgegenständen, hier in der Schweiz. Er ist spezialisiert auf Blackwork und Linework-Projekte. Ausserdem ist er der Meinung, dass in naher Zukunft die Altersheime voll mit tätowierten Menschen sein werden.
Ihren Stil beschreibt Mo (23, sie/ihr, Instagram: mosihs.ink) als filigran und organisch. Sie tätowiert mit der Methode des Stick ‘n Pokes, weil es ein ruhiger meditativer Prozess für sie ist. Es sei auch weniger invasiv und verursache kleinere Wunden. Ihre Freundin und sie stachen sich mit Nähnadeln und Schreibtinte ihre ersten Tattoos. Davon würde sie heute definitiv abraten!
Bereits mit 12 Jahren wollte Silas (27, er/ihn, Instagram: silasperez.tattoo) Tätowierer werden. Tattoos wollte er schon früher haben. Heute arbeitet er vollberuflich im Tattoo-Studio Old Capital. Aufgrund seiner Faszination für die japanische Kunst und Kultur, tätowiert er am liebsten Anime-Tattoos. Was ihm am Prozess gefällt, ist der «Deep Dive». In diesem Moment verpufft alles rundum, nur er, sein*e Kund*in und das Tattoo existieren.
Travis (27, er/ihn, Instagram: travisfruity) macht ausschliesslich Stick n’ Poke, weil es ihm mehr Kontrolle gibt. Angefangen hat er aber mit Nähnadeln, weil «man diese auch in einer Apokalypse noch finden kann». Er trägt unter anderem auf seinem Kopf Tattoos, die von seinen langen Haaren versteckt und beschützt werden. Die Tattoos sollen im hohen Alter auf seiner polierten Glatze glänzen.
Mit 18 Jahren bekam Noa (21, er/ihn, Instagram: noajordan.ttt) sein erstes professionelles Tattoo in Berlin. Damals realisierte er, dass er dieser Kunst nachgehen will. Jetzt ist er Mitgründer des jungen Tattoostudios Chrysalis und sticht dort surreale Tattoos.
Yuli (27, er/ihn, Instagram: yuli.jacuzzi) tätowiert seit zwei Jahren in Bern im Studio Open Jail. Die erste Begegnung mit Tattoos hatte er als 8-jähriger, als er noch im Bergdorf Mutten (ca. 70 Einwohner*innen) lebte, damals fiel ihm der tätowierte Pöstler auf. Schlussendlich fand er durch die Skaterszene den Zugang zum Tätowieren und sticht, seit er 16 Jahre alt ist. Am liebsten tätowiert er Totenköpfe.