Kreiseln

09. März 2023

Von

Poetry-Pump für dein postmodern verkommenes Gemüt

Der Mond schlüpft aus den Hügeln.

Bleibt dort kurz liegen,

wie ein goldenes Ei in ‘ner Wiege.

Ich schau,

wie das Licht bricht,

und die Welt an, wie ich sie mir biege.

 

Dann schau ich dich an.

Du schaust durch mich durch.

Ich schliesse die Augen und lass mich

zurückfallen, dreh mich im Kreis,

einmal rund um mich.

 

Wir ziehen Kreise,

du um dich,

ich um mich.

Um uns der Mond.

Ich schliesse die Augen und lass dich,

zurückfallen.

 

Was trägt Bedeutung,

wenn du sie reinliest überall?

Wenn du mir genau zuhörst,

verstehst du den Zusammenhang.

Doch du wartest –

als ob schon seit Stunden –

wie ein Angler, wenn er denkt,

ein Fisch beisst an,

schnappst du gleich zu,

und hängst an meinen Satz

‘nen eignen dran.

Nimmst die erstbeste Bedeutung,

und biegst sie dir entgegen,

nur um gleich wieder was zu sagen.

Du unterbrichst mich,

brichst aus dir raus,

es schiessen Wörter wie unsichtbare Arme,

und verschwinden in der Nacht.

 

Du machst einen Schritt nach vorn,

ich mach einen Schritt zurück.

Wir schütteln uns noch die Hände,

und berühren uns doch nicht.

Alles gesagt, keine Einwände,

Eine*r nickt, eine*r spricht.

Ist das noch ein Gespräch für dich?

 

Schau uns an,

niemensch sieht herein,

niemensch blickt durch,

ich rede dir entgegen,

du redest auf mich ein,

gegen eine Wand, dann lass ich sie wieder los –

deine Hand.

 

Text: Mara Hofer
Illustration: Lisa Linder

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