Editorial #31

Illustration: Tobias Bolliger, www.tobiasbolliger.ch

08. März 2023

Von

Liebe Freund*innen selbstauslösender Seminararbeitsideenraketen

Künstliche Intelligenz ist in aller Munde. Das ist nicht kulinarisch gemeint, auch wenn uns die Rezeptvorschläge von ChatGPT durchaus überzeugt haben. Wir haben uns exklusiv für euch mit der KI-Software zu einem Interview getroffen (vor dem Bildschirm, wie romantisch) und uns mit ihr in aller Tiefe über Ideale der Menschlichkeit, Susan Sontag und die politischen Meeresgründe von «Arielle, die Meerjungfrau» unterhalten. Weniger amüsant, aber umso beunruhigender finden wir dagegen die «Killer-Roboter», über die unser Kollege Samuel Tscharner vom JetztZeit-Blog der Universität Basel schreibt. Nein, das sind nicht die Protagonisten eines schlechten Sci-Fi-Films, sondern Waffensysteme, die selbstständig Ziele anvisieren und sogar töten können. Klar ist: Dafür sind wir mit den bestehenden Regelungen nicht gewappnet. Wir sind ja schon kaum für das neue Semester gewappnet, das tatsächlich schon angelaufen ist, falls ihr es noch nicht bemerkt habt.

 

Bevor ihr ob KLS-Chaos und bevorstehenden Leistungsnachweisen gleich wieder in der Versenkung verschwindet, legt euch bsz-Autorin Maria Schmidlin in einem «Kleinen Ratgeber für das zweite Semester» nahe, was ihr tun könnt, um zwischen 8-Uhr-Vorlesungen und hundertundeins Unisportangeboten nicht den Kopf zu verlieren. Wir finden auch: Du kannst nicht alles machen – und du musst es auch nicht. Wann warst du das letzte Mal so richtig offline? Also auch ohne Podcast beim Kochen und Musik unter der Dusche? Und hast mal ein Gedicht geschrieben? Lyrisiert-poetisiert? Tipp: Guck mal in die Mitte unseres Hefts.

 

Wenn du dich jetzt schon die ganze Zeit genervt hast, so ganz natürlich und selbstverständlich von uns geduzt zu werden, ohne dass wir uns auch nur einmal begegnet wären, und du sowieso ja viel älter bist als wir mit unseren jungen 8 ¾ Jahren, dann bist du schon mittendrin in der Debatte von Cyril Holtz’ Artikel: Siezt du noch oder duzt du schon? Vielleicht hältst du es aber auch wie das Kind, das zum Buschauffeur sagt: Das können Sie handhaben, wie du willst. Das finden wir übrigens, trifft auch auf Stil und Ästhetik zu. Zum Beispiel Nagellack und kurze Haare. Leider gibt es immer noch eine genderkonforme Ästhetik, die unseren Alltag durchdringt – und es uns verunmöglicht, lackierte Nägel als etwas ganz Normales anzusehen.

 

Wir lackieren auf jeden Fall fleissig weiter an unserer farbigen Utopie, die der Albtraum jedes*r SVP-Politikers*in ist.
Zu guter Letzt haben wir noch einen Film, den wir dir sehr ans Herz legen möchten. Der ukrainische Film Plemja wurde von und für Taube Leute gemacht – und ist trotzdem für alle Hörenden mindestens genauso empfehlenswert.

In diesem Sinne: Halb lackiert ist ganz geschleckt.

Eure bsz Redaktion

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