How to Falafel

(Foto: Mara Hofer)

07. Oktober 2022

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Du bist neu nach Bern gezogen und beginnst hier dein Studium? Deinen Stundenplan hast du nun einigermassen im Griff, aber während der Mittagspause weisst du einfach nicht wohin mit dir? Dann kommt dir dieser Artikel vermutlich ganz gelegen.

Durch unglaublich seriöse investigativjournalistische Recherearbeiten hat die Redaktion der bärner studizytig nun endlich herausgefunden, wo du in Uninähe den besten Falafel findest und wie sich die verschiedenen Lokale, die diese Leckerheit anbieten, im Detail unterscheiden. Dabei findet sich in den Berner Takeaways eine Vielfalt von Zutaten, die die Basis ergänzen – von Zitronensaft über saure Gürkchen bis hin zu Avocadocreme.

Ein perfekt pralinierter Falafel

Wir haben uns durch das Angebot von acht Berner Falafel-Buden gefressen  und schnell hat sich herausgestellt: Falafel gibt es zweierlei: Praliniert oder talerförmig. Und auch eine andere Tatsache war nach einigen Bissen klar erkennbar: Es gibt ihn – den einen, besten Falafel. Doch bevor wir vertieft in die Materie eintauchen, muss zuallererst einmal klar werden, wovon hier genau die Rede ist. Feinschmecker*innen unter euch dürften mit diesem Schmaus – Falafel – bereits vertraut sein. Für kulinarische Noobies und in Hochachtung unserer Inklusions- und Niederschwelligkeitsrichtlinien geben wir hier doch noch einen kurzen aufklärerischen Input. Wikipedia definiert die kleinen gold-braunen Kügelchen, die mensch mittlerweile vielerorts als Imbiss erhält – in Fladenbrot gewickelt oder in Taschenbrot gesteckt – als Gericht aus der arabischen Küche. Falafel sind frittierte Bratlinge aus zerkleinerten Bohnen oder Kichererbsen, Kräutern und Gewürzen. Meist wird die Masse ergänzt durch fein gehackte Zwiebeln, Knoblauch, Koriander und Petersilie. Der Teig wird geknetet und anschliessend in kleinen Portionen frittiert, wobei die Grösse der Bällchen variiert. Ergänzt wird das Ganze oft mit Tahina (Sesammus) oder Hummus (Kichererbsenmus). Die Bällchen werden in den lokalen Imbiss-Buden meist zusammen mit Sauce, Salat und Gemüse in ein Fladenbrot gerollt und sind als Takeaway-Snack mittlerweile sehr beliebt. Über den Mittag stehen verschiedenste Menschen Schlange, um sich eine in Alufolie gewickelte Rolle zu schnappen. Da trifft Studi auf Geschäftsfrau auf Sekretär auf Velokurierin.

Durch unglaublich seriöse investigativjournaslistische Recherchearbeit hat die bärner studizytig nun endlich herausgefunden, wo du in Uninähe den besten Falafel findest.

Wir starten in der Altstadt, in der Postgasse genauer gesagt, wo sich das Mimo befindet, ein kleiner Laden, der schon auf den ersten Blick sympathisch aussieht. Hier gibts den Falafel praliniert – was so viel heisst wie: eindeutig nicht tiefgefroren, sondern selbstgemacht und wohlgeformt, gold-braun und aussen knackig, innen cremig-saftig, nicht total fein püriert, sondern noch ein bisschen körnig. Dazu  cremiger Hummus, Essiggürkli und eingelegte süsslich-saure Zwiebeln, pink gefärbt. Eingewickelt in knuspriges Brot, statt in Alu von einer Art Backpapier umfasst (besser abwickelbar) und noch nachgetoastet. CHF 11.- für den Spass. 1 A. Ein bisschen abgelegen, dafür aber ideal für einen Abendspaziergang der Aare entlang nach einem langen Unitag. Zudem kann mensch sich dort eine Stempelkarte schnappen und gemütlich am kleinen Tisch vor dem Eingang snacken.

Dann touren wir weiter Richtung Uni. Das Boomerang’s befindet sich vis à vis vom Proger, einem physischen Auffangbecken für allerlei Kulturaktivitäten. In dieses Lokal wackeln samstags und sonntags in der Früh die letzten noch stehenden Ausgänger*innen, um sich den alkoholübersäuerten Bauch mit von Sauce triefendem Fastfood zu füllen. In dem Laden wird gehustlet, dort geht’s hektisch zu und her. Für CHF 12.50 gibt’s hier tiefgekühlte Talerfalafel und Pommes obendrauf. Den kleinen See aus Sauce, der auf dem Tisch zurückgeblieben ist, nachdem wir uns dort verpflegt hatten, konnten wir zum Glück mit den vielen Servietten, die uns (vorausschauenderweise) mitgegeben worden waren, wieder wegputzen – die Hände allerdings blieben klebrig. Keine Empfehlung.

Das moderne Abendmahl

Schliesslich machen wir einen kurzen Abstecher in die Lorraine, wo sich das King’s Kebab befindet. Ganz in der Nähe der Bärner Brocki, die es als Neuankömmling hier auch abzuchecken gilt! Auch dort gibt’s eindeutig tiefgekühlten Talerfalafel und die üblichen Verdächtigen dazu: Salat, Zwiebeln, Karotten, Rotkohl und Sauce deiner Wahl. Nebst den Klassikern Cocktail und Yoghurt kann mensch auch Ketchup oder Senf draufschmieren. «Mit allem? Scharf?», so die Standardfragen. Keine Special-Addings. Kosten: CHF 10.-, Punkte: 6 von 10.

Wir ziehen weiter an den Bubenbergplatz. Populärer Standort, hier kennt der Verkäufer die Kund*innenschaft, grüsst vorbeilaufende Menschen und tauscht sogar mit dem Fahrer eines Autos, das an der nahen Ampel hält, einige Worte aus. Weniger spannend als die rege Betriebsamkeit ist der in Alufolie gewickelte Happen. Hier hat die Schwerkraft zu stark auf das Objekt der Begierde eingewirkt und die ersten Funde von Yoghurt-Sauce finden sich leider erst zum Schluss. Da hilft auch die extra gepresste Zitrone nicht, die unter ihresgleichen auf der Ablage ausgestellt war und fürs Topping zu Saft verarbeitet wurde. Tiefgekühlt und linkszentriert sind die Falafeltaler, womit wir bei einem der wichtigsten Kriterien für die Falafel-Zubereitung angelangt wären: Die proportionale Verteilung und Positionierung im Gesamtwerk. Naja.

Eines der wichtigsten Kriterien für die Falafel-Zubereitung: Die proportionale Verteilung und Positionierung im Gesamtwerk.

Eine Busstation mit der 20ger Linie den Hügel rauf befindet sich in Fahrtrichtung links Ð direkt neben der UniS – die Pittaria, das luxuriöseste Lokal unserer Liste, das sich dem Falafel-Business verschieben hat. Neben perfekt pralinierten Falafeln und ausgewählten Getränken findet mensch dort auch schöne Sitzgelegenheiten, doch die horrenden Preise (CHF 14.- pro Falafel) schrecken ab. Dafür gibt’s als Extra Chutney und Hummus mit einem kleinen Teich aus Öl. We like but cannot afford.

Direkt gegenüber an derselben Strasse befindet sich das Lokal Engel. Dort kriegt mensch die Verpflegung liebevoll in weisse Folie eingewickelt und mit Alu umfasst, was die Konsumation um einiges erleichtert. Die Falafel, gelb-gold und relativ gross, sind aussenrum mit kleinen Sesam-Samen bestückt und überzeugen definitiv Ð die einzigartige Sesamsauce erst recht. Etwas trocken, aber für CHF 10.- durchaus preiswert, and made with love equivalent to time. Leistung: Sehr gut!

Als nächstes laufen wir der Länggasse entlang weiter gerade aus und landen bei einem weiteren Restaurant: das Arkadas Belenkaya. Dort treffen wir auf ein umstrittenes Nahrungsmittel: Avocado. Zu Creme verarbeitet und in Kombination mit Büchsenmais und Chiliflocken gleichmässig unter die restlichen Zutaten gemischt. Normale Falafel gibt’s dort auch günstiger, wir bezahlten für die Sonderversion CHF 14.- und waren nicht unzufrieden. 9 von 10 Punkten, unter Berücksichtigung eines Klimasünden-Abzuges.

Bestechungsversuch im Mannan’s

Immer noch der Länggasse entlang geht’s weiter Richtung vonRoll. Wir lassen das Hauptgebäude und die UniS hinter uns, passieren das Unitobler-Gelände und wechseln die Strassenseite. Ein Imbiss-Laden ist in Sicht, doch Achtung. Böse Zungen behaupten, hier kriegt mensch nichts als Bauchschmerzen. Der Laden wurde vorausschauend von der Liste gestrichen, denn die bsz will ihre Mitglieder nebst prekären Arbeitsbedingungen nicht noch mehr gefährden. Und bekanntlich ist ja selbst Kritik noch Promo. Wir ziehen also weiter bis zum Mannan’s. Dort werden wir herzlich empfangen und gar mit einem bestecherischen Gratis-Snack aus der Küche verführt, was hier natürlich aus Transparanzgründen nicht unerwähnt bleiben darf. Wir legen euch also ans Herz, diese Empfehlung zwar schon ernst, aber auch «with a grain of salt» zu taken. Gewürzt mit frischer Minze und Petersilie, gespickt mit schwarzem Sesam, grosse beige-gelbe Falafel-Pralinen und für CHF 9.- das Stück durchaus ein guter Fang. Teller leer, Bäuche voll. Status: zufrieden.

Abschliessend lässt sich sagen: Genug ist genug – und das war mehr als genug. Bevor wir uns alle für die Behandlung einer Falafel-Überdosis einschreiben, testen wir unsere eigene kulinarische Versiertheit und stellen fest: home-made food is still the best! ​

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