Julia (23) aus Ostermundigen fragt: Ist die Erde in Wahrheit gar keine Scheibe, sondern eine Kugel?

Liebe Julia

«Science doesn’t know, actually», wie mal ein bekannter US-Präsident gesagt hat. Glücklicherweise bin ich aber keine Wissenschaftlerin, sondern eine richtig «handglismeti», selbsternannte und gebildete Expertin, die gerne etwas querdenkt. Deshalb kann ich dir mit gutem Gewissen Antwort geben: «Truth isn’t truth» (nach dem persönlichen Anwalt des besagten Präsidenten).

Es geht nicht darum, was wir wissen, sondern darum, was wir glauben. Sei das an Dinosaurier-«Knochen», den Urknall oder einen menschengemachten Klimawandel. An Potenzierung, Impfmutant*innen oder 5G-Strahlung. «Alternative Facts»? Wir glauben es besser: Die Erde ist eine Scheibe und wir haben die richtige Seite der Medaille erwischt.

Schon vor gut 2’500 Jahren hat Anaximander die zahlreichen Vorteile einer Scheibenperspektive erkannt: Wir müssen nicht über den eigenen Scheibenrand hinausdenken, bei uns scheint immer die Sonne und niemand fällt einfach so ins Weltall, wie es im globalen Süden (also bei denen unten an der Scheibe) der Fall ist. Obwohl… manchmal kommen mir ob der fehlenden Dimension doch Zweifel: Sind wir wirklich nicht mehr als ein Pfannkuchen, als ein Flachwitz des Zufalls, als ein Magnet mit zwei Seiten? (Apropos: Sagt der eine Magnet zum anderen: Was soll ich heute bloss anziehen?).

Da hat eine alte hinduistische Weisheit noch etwas mehr Tiefgang zu bieten: Die Erde ruht eigentlich auf vier Elefanten. Die vier Schwergewichte stehen wiederum auf dem Panzer einer Schildkröte, die durchs Weltall schwebt. Davon könnten wir uns glatt ’ne Scheibe abschneiden. Und es würde erklären, weshalb sich all diese Abgase in der Atmosphäre ansammeln. Stell dir mal vier Elefanten vor, die unaufhörlich pupsen. Scheibenkleister.

Nein, jetzt ganz im Ernst. Eines kann ich dir mit kugelsicherer Gewissheit sagen: Die Erde ist in Wahrheit ein Ei. Alles andere ist pure Scheibenwischerei.

Deine Expertin

Auch wenn es die Dozierenden zu Semesterbeginn kollektiv und repetitiv abstreiten – es gibt sie, die dummen Fragen! Unser Expert*innenteam nimmt sich ihrer an: eloquent, sachkundig und auch durchaus verständnisvoll. Sende jetzt deine Frage an frage@studizytig.ch und gewinne zwei Tickets für einen Eintritt in den Dachstock.