Die 30 Besten aus 30 Jahren Mundartrap

Das Album «Umverteilig zu üs» der Chaostruppe ist auch Teil unserer Top-30-Liste. (Foto: PD/ Florian Spring)

12. Mai 2021

Von und

Die bärner studizytig hat ihre 30 Lieblingsalben und -mixtapes aus drei Dekaden Mundartrap gekürt. Die Auswahl ist höchst subjektiv, möglicherweise etwas bernlastig – und ja: für die 1990er sind wir schlicht zu jung.

1991

Fresh Stuff 2 (Compilation)

Zugegeben: Das Album selbst kennt heute kaum mehr jemand. Track Nummer 1 begründete aber nicht weniger als den Schweizer Mundartrap. In «Murder by Dialect» rappt Black Tiger über die Basler Sprayerszene – auf Schweizerdeutsch. Zuvor wurde, getreu den Vorbildern aus den USA, ausschliesslich auf Englisch gerappt. Schweizerdeutsche Lines galten als uncool.

«Ich bin e Schprayer und ich schpray, won ich will! / Das isch e Basler Rap, drum los zue und sig schtill!»

2000

More Compilation

«Schlüüs im Golfclub fetti Wette ab / wi lang min Goldchetteschlepper mini Goldchette no schleppe mag.» (Rokator & Samurai – Supermega)

2001

Jugendsündä (Wurzel 5)

«Im nächstä Momänt merk ich vier Händ wo mich hebed / uf de Bode rüehred und Handschälle aleged / dr äint säit ich söll mich nie meh i dem Lade bewege / und eifach Lüt aschreie und is Chüelfach lege / ich nöd drus cho, vo was de überhaupt redet / und gsäit: ‘wichtig isch nur, dass all di Grettete no läbed’.» (Zimmer 17 feat. Samurai)

Wurzel 5 (Foto: zvg)

2003

eis (Greis)

Gibt es einen besseren Geschichtenerzähler als Greis? Wohl kaum. Seine mehrteilige Geschichte der Familie Sägesser ist legendär. Noch heute kriege ich Gänsehaut, wenn Charly vor dem Showdown das Tagebuch des alten Sägessers liest und realisiert, was gleich passieren wird.

«Z Läbe isch nur das, wos der git / u bis mer stärbe, ischs e Frag vo dr Zyt / u da d nie weisch, wi viu Wäg vor dr ligt / isch es nie z spät fürne Nöiafang oder nid.» (The Showdown – 9 Jahr später (Teil VI))

2004

Narrafreiheit (Breitbild)

«Egal ob Schnur, Kabellos oder Fischer-Price / i nimm das Mic, muass nid vor Milliona rappa / seg au d Bingozahla ah am nexta Senioratreffa.» (Gimmer as Mic)

2005

Ke Summer (Chlyklass)

Anfang der 2000er war die Chlyklass in Bern tonangebend. Egal ob einzeln als PVP, Wurzel 5 und Baze oder gemeinsam als Rapcombo. Ihr Album aus dem Jahr 2005 blieb aber lange ihr einziges, das sie gemeinsam aufgenommen hat. Ein Fakt, der der Legendenbildung sicher nicht geschadet hat.

«Lueg, lueg was für schöns Wätter / lueg, lueg wi verwöhnt vom Läbe / lueg wie sech z Blatt wändet, lueg / wit u breit ke Wuuche am Himmu / weder Summer no Winter, s isch Summer für immer.» (Summer für immer)

Chlyklass (Foto: zvg, Peter Pfistner)

2006

Mis Meitli (Baze)

«I sitz gärn bi Tee i dim Wintergarte / diskutier o über Problem vo Gymnasiaschte / glich wi viu Wäute nis trenne / i blib nätt, sött aber ändlech gah penne.» (Ender Weniger)

2007

Affatanz (Sektion Kuchikäschtli)

«I zaig mi solidarisch mit der Schwizer Armee / da het me Jahr um Jahr usbildet an Haubitze und Gwehr / ufgrüstet, um es minimals Gfüal a Sicherheit z geh / und z merke: Ups dr Feind isch weg, das duat doch sicherlich weh.» (Solidarität)

2 (Greis)

Weil ein Album auf Deutsch zu einfach ist, macht Greis dasselbe halt einfach auch noch auf Französisch. Flow und Rhymes sitzen in beiden Sprachen perfekt. Und das Beste daran: Die Sägesser-Saga geht weiter!

«Wöus glichzytig so viu Ereignis uf dr Wäut git / dass es schwär wird, dass me d Sache no gshet im Verhäutnis / wöu d Häufti verbländet / wöu 16’000 Ching unger füfi si verhungeret am 11. Septämber.» (Teil vo dr Lösig)

Greis (Foto: zvg)

2008

As isch nid immer alles crazy (Breitbild)

«E klysas Männli i mim Kopf, wo Presslufthämmer het / u mit de Hämmer gega mini Schädeldecki hämmeret.» (Nacht)

2009

Bombä über Monte Carlo (Eldorado FM)

«Du bisch nid der Mani Matter nur wöud redsch winä Buur / du hesch ke Fans, du hesch z Bundesamt für Kultur» (Wär het di erschossä?)

2010

Seiltänzer (Tommy Vercetti)

Nach zahlreichen Mixtapes veröffentlicht Tommy Vercetti mit seinem Debut-Album Seiltänzer ein durchkonzeptioniertes Kunstwerk. Die pointierte und künstlerisch doch fein ausgearbeitete Sozialkritik brachte dem Ostberner denn auch den Anerkennungspreis der kantonalen Kulturkommission ein. Von der Geburt bis zum Tod erklärte Tommy manch Sechzehnjährigen damals die Welt.

«Gäud regiert d Wäut, doch lueg mau wie mirs usgäbe / nur zum de Huch vore bessere Wäut uszläbe.» (Epilog (Hoffnung))

2011

Update 3.0: Fin de siècle (Lo & Leduc)

«Tuä nid wiene Furie du Kinski / Di u mi verglyche bringts nid /I ha dä Jesus-Flow, aus Chlychind scho King gsy» (Ghüder)

2012

Jong ond hässig (Mimiks)

Mit seinem Mixtape macht Mimiks Luzern zum Zentrum einer neuen Generation Schweizer Rapper*innen. Mit Fokus auf Technik und Reimketten brachte das 041-Movement die Comptetition zurück ins Game.

«Du fendsch was ech mache före Arsch / ech be glücklech wenn ech mech irgendwenn schäme för das.» (Benä Boss)

2013

Glanton Gang (Glanton Gang)

«Vom Vater bis zum Lehrer / vom Knast bis zur Armee / am Afang steit immer Gwaut vor patriarchale Herrschaft.» (Outro)

2014

Partys im Blauliecht 2 (Migo & Buzz)

«I bi äs Ching vo derä Stadt, wo nur het wöuä sprayä dussä / u am Homo Oeconomicus i d Eier schuttä» («Prison Break»)

Migo & Buzz (Foto: zvg)

2015

Luke mir si di Vater (Eldorado FM)

«Ich find die Spasskultur da so müehsam / ha drum Kalaschnikows i mim Chüelschrank» (CBN auf «Seegrasgrüens Liechtschwärt»)

Maxilla (Moskito)

«Ruumspray Rosegarte / bem Swiffere vergässe mer de Staub zwösche de Sorgefalte.» (Luftloch)

No 2 Minutä bis dr Bus chunnt (Fischermätteli Hood Gäng)

«We di Dumme guet wei ässä / di Bewusste guet wei schlafä / verändere nur no die öppis, wo hungrig i der Nacht stöh./ U das sit nid dir. / I mire Crew hets geng no Sprayer / meischtens blank, aber teilä Bachware us Container.» (Bodäschätz)

2016

Tourist (CBN)

«Und ich stah näbed dir am Bankomat / mitere Tolstoi-Gsamtusgab und lach dich us, Punk» (Galeries Lafayette)

Turbo Mate & Kalaschnikow (GeilerAsDu)

«A alli homophobe, unterfiggte Hueresöhn / ech kösse mängisch Männer ond ech fendes ziemlich schön.» (Chueche)

2017

Akim & Imani (S.O.S.)

Der musikalische Output von Dawill und insbesondere Nativ in den letzten Jahren ist beeindruckend. 2017 lancierten die beiden mit Akim & Imani gleich ein Doppelalbum. Das Fazit: Beats, so dick wie Höhlälöiläder und Rhymes, so spicy wie das Essen in einer Persischen Chuchi.

«I bi nie nid am büglä / nie nid am büglä / i bi nie nid am büglä / nie nie nid am büglä.» (Safe)

Nativ (Foto: zvg)

Herz (Mü Man)

«Eui Albe sind nur Liebeschummer-Fruschtsuufe / da hettis ja me Inhalt wänn ich villsägend tuen usschnufä!» (Funklines 1)

Physical Shock Sampler (EAZ, Xen, Liba)

Zugegeben, was in den letzten fünf Jahren in Zürich abging, wurde in unserer durch Berner Rap sozialisierten Bubble nicht wirklich mitgeschnitten. Im Hip-Hop-Jargon ausgedrückt: Wir waren darauf lange am sleepen. Doch der Physical Shock Sampler von Xen, Liba & EAZ machte ehrlichen Strassenrap auf hohem Niveau in der Schweiz wieder relevant.

«In Kette wie Django / zum Glück bini weg cho / Has noning verdrängt, Bro / Fühl mich wie en Adler wo Flügel nöd spannt, sondern ständig im Näst hockt.» (Django)

2018

Partys im Blauliecht 3 (Migo & Buzz)

«Mä söu schaffä a sich säuber / doch mir gfauä mini Fähler / und uf ke Fau bini mi Gägner.» (Schlaflos in Bärn)

Baobab (Nativ)

«Sitze dusse uf em Baukon / mängisch chumi mer so aut vor / sibe Nachrichte uf em Cellphone / aber i ha no öpis vor, drum steui d Wäut stumm.» (Parisienne verte)

2019

Anti Einiges (Roumee & Iroas)

«Jedi Chance verpasst / itzä warti uf di näschti / lieber harzig aber härzig / anstatt Nazi aber nätt si.» (Anti Einiges)

Chaostruppe (Foto: PD/ Florian Spring)

2020

4xLove:2 (Big Zis)

«Uh Schwöschter, Schwöschter / uh du füllsch die Tights / Girls just wanna have fundamental rights / und drüberus ke Kompromiss / bi minre Klitoris.» (FCV)

Umverteilig zu üs (Chaostruppe)

«Muess es Ching ernähre / im Container hets numä Biuderrähme.» (F.T.W.)

2021

Muat (Milchmaa)

«Nenn mi nit Studentarapper / nur will iar selber handicapta / kei Gedanka an dia Zämahäng verschwenda wetten / i nutz nur z Potential vur Menschheit us / du nutzisch bestafalls dr Bodasatz vur Gsellschaft us.» (Tam Shli)

Milchmaa (Foto: zvg, Silvan Tomaschett)


Die Spotify-Playlist zur Top-30-Liste – erstellt von Ph. Aebi: https://open.spotify.com/playlist/0qqkCFoCvOoy9h5LwpwwYd?si=OLcrzTfBQbyJZo2_sgZxHA&utm=&nd=1

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Yves von Büren
19. November 2023 12:27

Ich kann eine tolle Berner Rap Crew empfehlen:
Mikrofon Division Crew Hip Hop: https://www.youtube.com/watch?v=EA4p4vMdmho
Auch auf Spotify / Streamcloud zu finden- Natürlich YT siehe link oben.
Sollte man erwähnen.
Mit freundlichen Grüssen
Der Klassiker / Yves von Büren