Wahl-Cringe vom Feinsten
Die JGLP hat zwar die schönste Uni-Terasse – aber auch die grössten Audio-Probleme. Screenshot: sub.unibe.ch
Bei der JGLP überschlägt das Audio, die Grünen werden kurzerhand umbenannt und der Jungfreisinn hat Mühe mit der Selbstwahrnehmung. Eine Glosse zur anstehenden Wahl des Studirates.
Diesen März stehen die Wahlen für den Studirat an. Die einen mögen sich jetzt denken: «Yey, Studiwahlen!». Die anderen sind froh, belegen sie ein Medizinstudium – dort wird ihnen die Wahl sogar beim Ausgestalten des Stundenplanes abgenommen. Als äusserst verständnisvolles Medium versteht die bärner studizytig natürlich beide Positionen. Als vierte Gewalt ist es aber unsere hehre Aufgabe, die künftige SUB-Legislative kritisch zu durchleuchten. Dazu haben wir keine Mühe gescheut und uns während insgesamt 2 Minuten und 58 Sekunden die vier Vorstellungsvideos der Fraktionen im Studirat angeschaut. Das Fazit gleich vorneweg: Es besteht noch viel Luft nach oben.
Spick-Tricks vom Forum
Den Anfang machen die Jungen Grünliberalen (JGLP). Sie punkten einerseits mit dynamischer Kameraführung, einem charmanten Augenzwinkern und der Original-Unitobler-Dachterrasse (Für jene, die die Uni nur als gekachelte Distanz-Realität kennen: Hier wollt ihr hin!). Andererseits fragt sich der neutrale Betrachter, wieso die JGLP den Beginn des Videos ausgerechnet in einem Treppenhaus drehte. Akustisch ergibt sich daraus ein Zeitdokument des Grauens. Das tönt dann in etwa so, wie wenn DJ Antoine im Salzbergwerk von Wieliczka überlaut Ländler auflegen würde. Kurz: Nichts, das man seinen Ohren freiwillig antut.
Mitten im Satz weiss Loris II. nicht mehr, wie viele er denn nun ist.
Wirst du gerne beim Lesen gefilmt? Oder hast du ein Talent fürs Spicken? Falls ja, wäre das Sozialdemokratische Forum (SF) die richtige Partei für dich. In deren Video kann man nämlich fünf SF-Mitglieder bei der intensiven Lektüre in kollektivem Kreise beobachten. Tönt langweilig? Ist es nicht. Netterweise hebt nämlich eine der fünf Frauen abwechselnd ihren Kopf und erläutert die Vorzüge des Forums. Beim äusserst genauen Betrachten – und wirklich nur dann! – könnte dabei der Eindruck entstehen, die gesprochenen Texte seien in den Büchern versteckt. Ganz sicher ist sich der neutrale Betrachter aber bis heute nicht.
Beim Jungfreisinn herrscht Verwirrung: Da heissen zunächst zwei der vier Mitglieder Loris. Und als wäre das nicht genug, weiss der zweite Loris plötzlich nicht mehr, wie viele er denn nun ist. Mitten im Satz wechselt er fliessend vom «ich» ins «wir» – obwohl er doch einsam in die Kamera lächelt. Mediziner*innen würden da wohl Schlimmeres diagnostizieren, der neutrale Betrachter plädiert hingegen bloss auf ein sprachliches Scheitern an den tückischen Herausforderungen des Singulars. Oder ist es doch ein geschickter Rhetoriktrick, der uns veranschaulichen soll, wie sehr die Identität von Loris II. mit jener der Partei bereits verschmolzen ist?
Debattierclub for President!
Den Abschluss machen die Jungen Grünen. Deren Video besticht durch schlichten Stil, gute Tonqualität und einen Hintergrund, der zur Ausrichtung der Partei passt. Ob das als Grund reicht, damit sie die Stimmen der Wählenden erhalten? Geht es nach dem Beschrieb des Videos auf der SUB-Seite, kann man davon ausgehen. Dort wurde die Partei nämlich kurzerhand in die «Jungen Gründe Uni Bern» umbenannt. Absicht dürfte hinter dem Rebranding keine stecken. Trotzdem findet der neutrale Betrachter, dass der Name Potential hat. Er reserviert ihn hiermit deshalb schon mal für die nächsten Wahlen 2023 für sich. Er plant dann gemeinsam mit den Vertreter*innen des Uni-Debattierklubs, in einer Partei anzutreten.
Bis dann haben auch die beiden anderen Fraktionen im Studirat Zeit, ein eigenes Vorstellungsvideo zu drehen. Ein solches fehlt momentan nämlich sowohl bei der Christlichen Studierendenvertretung (W7) wie auch bei der Kritischen Politik Bern (kriPo). Der neutrale Betrachter bedauert diese Ausgangslage. Wie soll er sich ohne 30-Sekunden-Video eine fundierte Meinung über die Fraktionen bilden?
Diese Wissenslücke soll euch aber nicht aufhalten. Deshalb gilt: Wählt eure Favorit*innen bei der aktuellen Studiwahl! Stichtag der mehrwöchigen Wahlperiode ist der 24. März.
Sämtliche Videos zum Nachschauen findest du auf der SUB-Seite.