Editorial #22
Illustration: Tobias Bolliger, www.tobiasbolliger.ch
Liebe Freund*innen jahrelang stehengelassener Bienenwachskerzen
«Da fragemr nid wi viu!» – dieses berühmte Credo eines Schweizer Youtube-Stars nahm sich auch die studizytig zu Herzen und hat deshalb wieder einmal die Mailänderlisterne journalistischer Arbeit vom Himmel geholt. Warum man nicht nach dem «Wie viel» zu fragen braucht, wird euch unser dezemberliches Blättlein gleich mehrfach aufzeigen: Weil die Antwort völlig klar ist! Wie in guter alter kapitalistischer Manier braucht es nämlich immer mehr. Mehr Inklusion an der Uni Bern, mehr nachhaltige Mode aus der Schweiz und mehr Unterstützung der unabhängigen Wissenschaft in Belarus. Wo kämen wir denn sonst hin!
Beim ständigen Mehren muss jedoch aufgepasst werden, nicht über gewisse Grenzen hinauszuschiessen, wie uns weiterdenkende Ökonom*innen gelehrt haben (Danke, Marx!). Bevor man sich versieht, landet man sonst plötzlich in Gefilden, aus denen es kein Zurück mehr gibt. Oder hat schon mal jemand von Reichtums-Akkumulation im Totenreich gehört? Dass unser letzter rite de passage ziemlich unökologisch ist und so nicht einmal ein Mehr für die Umwelt darstellt, wurde uns von einem jungen Berner Bestatter verraten.
Ziemlich jenseits kann uns manchmal auch die auf uns zurollende, grenzenlose Geschenkflut vorkommen. In diesem Fall, ruhig Blut und haltet es wie Alicia Galizia von KSB: Es ist ein Luxus, kein Urteil abgeben zu müssen. Ausserhalb ökonomischer Diskurse und Konsumdebatten kann ein Transzendieren von Grenzen allerdings durchaus reizvoll sein, wie immer wieder durch exzessive Festivitäten bewiesen wird. Falls dabei im Eifer des adventlichen Gefechts der Glühwein unglücklicherweise über ein Körperteil verschüttet wird – nicht Verzagen und sofort eine*n «Faiseur/Faiseuse de secret» anrufen. Der Vorfall wird keine Narben hinterlassen, garantiert!
In diesem Sinne: Hoch die Tassen und weiterjassen,
Eure studizytig-Redaktion