Leo (ca. 30) aus Aarau fragt: Lieber Experte, schwitzen Kühe an ihren schwarzen Flecken mehr als an ihren weissen?

Das geht ja auf keine Kuhhaut! Da stellst du dem Experten eine Frage, die schon von unterschiedlichster Seite (mal mehr mal weniger fachkundig) im Internet beantwortet wurde und deren Antwort du mittels einfachster Anfrage an die Suchmaschine deines Vertrauens hättest finden können.

Ich erspare dir aber diese Mühe und gebe dir im Folgenden eine kurze, aber aufschlussreiche Zusammenfassung: Nein! Nun unterstelle ich dir, lieber Leo, höhere Motive und gehe davon aus, dass du den Experten nicht mit der farbenfrohen Datenkrake mit den zwei Os verwechselt hast und deine Frage daher auf einer anderen Ebene verstanden werden will. Nur: Worauf willst du hinaus?

Als Kind des zwanzigsten Jahrhunderts bin natürlich auch ich gewissermassen geprägt von der Psychoanalyse und so vermute ich hinter deiner Kuh eine Metapher für die menschliche Seele. Schwitzen – hier als unkontrolliertes Ausströmen aus unserem Innersten zu verstehen – wir also an unseren inneren schwarzen Flecken mehr als an den hellen Stellen?

Doch was überhaupt sind die schwarzen Flecken? Freilich, die Versuchung ist gross, das Schwarze als das Ungewisse, das Mysteriöse, Unbelichtete zu verstehen. Doch lass es dir vom Experten gesagt sein: Auch die Dichotomie schwarz/weiss als Gleichnis für Licht/Dunkelheit, gut/böse, Wissen/Unwissen, Migros-Kind/Coop-Kind, Ratio/Trieb ist nur ein westliches Konstrukt der Aufklärung.

In der analogen Fotografie beispielsweise zeugt ein schwarzer Fleck auf dem Film von einer starken Belichtung. Mit diesem monochromen Bild kommen wir also auf keinen grünen Zweig. Und überhaupt, vielleicht sind unsere Seelen gar keine Freiburger Kühe (die sind ja ohnehin bereits ausgestorben). Manche wären vielleicht als Grauvieh besser beschrieben und die Seele eines gewissen Nationalrats und Chefredaktors gleicht dem Simmentaler Rind: Sie hat grosse braune Flecken.

Du siehst, deine Frage lässt sich – anders als von mir anfänglich behauptet – nicht so einfach beantworten. Sie hat vielmehr dem Experten erhebliche Schweissausbrüche beschert. Darum hier noch ein kurzes Schlusswort: In dubio pro deo und in excelsis reo!

Taschentuchtupfende Grüsse,
dein mittlerweile dehydrierter Experte.