Auf ein Bier mit Tschaikowski

Illustration: Lisa Linder

12. März 2019

Von , und

Ob Uniradio oder Singstudenten, an Freizeitbeschäftigungen 
in akademischem Rahmen mangelt es in Bern nicht. 
Was fehlt ist ein einheitlicher Kulturförderungsansatz. 
Ein Transparenzversuch.

Es war Mitte September, draussen schönstes Herbstwetter, im Innern der Uni-S herrscht dichtes Gedränge. Offiziell ist «Tag des Studienbeginns», tatsächlich wirkt das Ganze aber eher wie eine Einführung in den Alltag von Bundesparlamentarier*innen. In den Hörsälen gibt es hohlphrasige Ansprachen, die den kommenden Struggle für ECTS als aufregenden und persönlichkeitserweiternden Lebensabschnitt verkaufen wollen, als wäre es die einzige logische Fortführung der post-gymnasialen Selbstfindungsphase auf Bali oder in Südostaustralien. Draussen in den Gängen und im Foyer warten derweil lobbyistengleich die Vertreter*innen unterschiedlichster Vereine, Gruppierungen und sonstiger Zusammenschlüsse. Alle buhlen um die Gunst der Neuen. Privilegierte Jurist*innenorganisationen verteilten Willkommensjutebeutel voller Brotaufstrich, Bier und Kondomen, weniger privilegierte Menschenrechtsvertreter*innen bieten Selbstgebackenes zur Degustation. Student*innnverbindungen versuchen in der hinteren Reihe das regelmässige Tragen einer Schärpe als gesellschaftliche Aufstiegsmöglichkeit zu verkaufen und ein paar desorientierte Freizeitjournis suchen neue Schreiberlinge für ihre vierteljährlichen Publikationen. Erstmals an diesem Anlass mit dabei: das Berner Studentinnen- und Studentenorchester, kurz «besto». Sein Vertreter Philipp Aebi und dessen Kolleg*innen suchen Bläser*innen, Streicher*innen und sonstige Klangtalente für das neue Orchester, das dann im Frühjahrssemester 2019 mit Proben beginnen soll. Irritiert über die Neugründung eines zusätzlichen universitätsnahen Orchesters nebst dem etablierten Uniorchester Bern (uob), haben wir von der bärner studizytig uns gefragt, was die Berner Universität an ausserakademischen Aktivitäten seiner Student*innen unterstützt. Wir haben nachgeforscht und sind beim Versuch, Transparenz zu schaffen, auf den einen oder anderen interessanten Fund gestossen.

Universitäre Überlebenshilfe

Eins gleich vorneweg: Ja, auch wir profitierten bereits vom universitären Benefizium. «Das linke Siffblatt bsz» (Zitat eines wütenden Abonnementabbestellers) stand Ende 2017 kurz vor dem finanziellen Ruin. Die Einnahmen aus Printinseraten sanken und weil Sparen bei den Personalkosten oder eine Redaktionszusammenlegung bei ehrenamtlichen Schreibenden schwer möglich war, hielt der Protokollant anlässlich einer redaktionsinternen Zukunftssitzung fest: «Eine Fortsetzung unseres Printprodukts ist in der Ansicht aller Anwesenden unrealistisch und deshalb nicht erstrebenswert. Die Ausgabe #10 ist folglich die letzte gedruckte Ausgabe». Es blieb noch eine Möglichkeit: der 
bsz-sche Gang nach Canossa. Wir deponierten eine Anfrage für Unterstützung bei der Universitätsleitung um Dr. iur. Pappa, Fürsprecher und Leiter des Rechtsdienstes. Zwar äusserste die Uni von Beginn weg Verständnis für unser Anliegen, machte aber sogleich auch klar, dass es sich bei einer möglichen Zahlung um ein absolut einmaliges Ereignis handeln würde. Einverstanden mit dieser Bedingung erhielt die bärner studizytig am 16. November 2017 von der Finanzverwaltung des Kantons Berns 5’000 Franken an Unterstützungsgeldern überwiesen. Aus dem befürchteten Ende wurde auch dank der Grosszügigkeit der Universität nichts, die hier vorliegende Ausgabe #15 ist der beste Beweis dafür.

Wer spielt die erste Geige?

Infos zu finden, wen die Universität sonst noch alles unterstützt, erwies sich als gar nicht so einfach. Der jährliche Finanzbericht der Uni bietet keine Details zu geleisteten Unterstützungszahlungen. Eine erste Internetrecherche brachte aber Erstaunliches zu Tage: Mit dem Uniorchester Bern, dem Alumni Sinfonie-Orchester Uni Bern, dem Jazzorchester Universität Bern, dem Unichor Bern, dem Mediziner-orchester Bern und dem Berner Studentinnen- und Studentenorchester (besto) gibt es nicht weniger als sechs Gruppierungen deren Namen auf Universitätsnähe schliessen lässt und die sich mehr oder weniger regelmässig treffen, um gemeinsam zu musizieren oder aus purer Freude das körpereigene ligamentum vocale zu strapazieren. Die Uni Bern als Hort kleiner Tschaikowskis, Bachs und Schumanns? Informationen, ob und wie die 
Gruppierungen unterstützt werden, finden sich auf ihren Internetauftritten aber nicht. Wir fragen bei Philipp Aebi, dem besto-Mitbegründer, nach, wie sich denn sein Orchester zu finanzieren wisse. Die Geldfindung verlief holprig, meint er. «Wir haben bei der SUB (Anm. d. Red. Studierendenschaft der Uni Bern) eine Anfrage gemacht, aber bis jetzt noch keine Antwort erhalten. Und von der Uni gibt es 5’000 Franken», meint er, «Dies geschieht aber einmalig, da zu einer konstanten Unterstützung, gemäss Aussage der Unileitung, die rechtlichen Grundlagen fehlen würden.» Das restliche Geld für das jährliche Budget von 22’000 Franken komme dann hauptsächlich von Stiftungen und aus den Einnahmen von Konzerten.

Illustration: Lisa Linder

Ein Mail an die Rechtsabteilung der Universität soll Klarheit schaffen. Welche studentischen Gruppierungen werden in welchem Umfang unterstützt? Und welche Kriterien sind dafür massgebend? Die Antwort kommt detailliert in Form einer Übersicht über sämtliche Ausgaben, welche die Universität im Rahmen ihres soziokulturellen Programms in den letzten 18 Jahren tätigte. Pro Jahr stehen rund 400’000 Franken zur Verfügung, die als Teil der Studiengebühren eingezogen werden und pro Person 13 Franken betragen. Dies entspricht ungefähr den Mitteln, die auch dem Unisport zur Verfügung stehen.
Während sich im sozialen Bereich Einrichtungen wie die Kinderkrippe, die Stiftung Sozialkasse und studentische Logierhäuser unterstützt werden, finden sich in der kulturellen Sparte vor allem musikalische Kulturangebote und das Student*innen-Theater. Für unsere lange Liste der musikalischen Gruppierungen bedeutet dies eine zusätzliche Erweiterung: Die Uni Big Band war bei der ersten Internetrecherche noch nicht auf dem Radar aufgetaucht. Dafür erfahren wir, dass das Jazzorchester, das Medizinerorchester und das Alumni Sinfonie-Orchester trotz uni-naher Namensgebung keine Gelder aus dem soziokulturellen Programm erhalten. Im Excel-Sheet ist dafür auch noch der Student*innenfilmclub zu finden. Dieser hat den Übergang ins Netflix-Zeitalter in seiner ursprünglichen Form aber nicht überstanden und erhält keine universitären Gelder mehr.

1.5 Millionen Franken für 
drei Gruppen

Wie aber kommt man als Gruppierung überhaupt an diese Gelder? Wir fragen direkt bei Dr. iur. Pappa nach. In seiner Antwort verweist dieser auf das kantonale Universitätsgesetz, das den Rahmen für die universitäre Kulturförderung bildet. Der konkrete Entscheid, wer unterstützt wird, regeln dann aber erst die Universitätsstatuten. Und bei der Ausgestaltung derer gehe es ausgesprochen gewissenhaft zu und her, wie Pappa im geflügelten Juristendeutsch verlautet: «Die Universität ist an die rechtsstaatlichen Grundsätze (Art. 5 der Bundesverfassung) gebunden. Die Unterstützung einer Einrichtung muss daher insbesondere im öffentlichen Interesse liegen und verhältnismässig sein. Weiter beachtet die Universität selbstverständlich das Willkürverbot und das Rechtsgleichheitsgebot. Die grundsätzlichen Kriterien für die Vergabe der Unterstützung ergeben sich folglich aus dem übergeordneten Recht.» Der «gerechtfertigte Erhalt von Unterstützungsgeldern» und die Definierung gewisser Grundsätze bleiben dabei aber bei der Universität und somit letztlich auch der Entscheid über Annahme oder Ablehnung eines Gesuchs. Dies hatte zur Folge, dass sich seit 1997 und der Erlangung von grösserer Autonomie vom Kanton die Kulturförderung an der Universität Bern kaum verändert hat. Hauptprofiteur*innen sind davon bis heute eine Handvoll kultureller Gruppierungen, die jährlich mehrere tausend Franken aus dem soziokulturellen Programm erhalten.
Das Universitätsorchester ist, gemeinsam mit dem Unichor, der grösste Ausgabeposten im Bereich «Kulturelles». Seit dem Jahr 2000 gab die Universität Bern für die beiden mehr als je eine halbe Million Franken aus, was umgerechnet rund 32’000 Franken pro Jahr an Unterstützungsgeldern entspricht. Dazu kommen im selben Zeitraum jährlich 18’000 Franken für die Big Band, 2’700 Franken für das Student*innen-Theater und bis 2007 ca. 2’000 Franken für den studentischen Filmclub. Im Total ergibt dies einer Gesamtsumme von über 1.5 Millionen Franken, welche die Universität Bern in den vergangenen 18 Jahren auf bloss fünf kulturelle Angebote verteilte. Das Theater und der eingestellte Filmclub nehmen dabei nur eine marginale Rolle ein.

Vorrang für Mitglieder

Wir kontaktieren Silvan Wüthrich, den Präsidenten des Uniorchesters, um auch ihm ein paar Fragen hinsichtlich der Finanzierung seines Orchesters zu stellen. In den hohen Ausgaben für das uob sieht er kein Problem. «Die Personalkosten machen einen Grossteil der Ausgaben aus», so Wüthrich, «und diese richten sich nach den Vorgaben des entsprechenden Verbandes und sind absolut fair.» Im Gespräch versichert Wüthrich, dass er uns das uob-Budget werde zukommen lassen. Zwecks Transparenz. Und überhaupt: alle Mitglieder des uob haben Zugriff auf dieses Dokument, das sei nichts Geheimes. Silvan Wüthrich lag richtig in seiner Aussage, dass es nicht so eine Sache sei, das Budget sonstwo ausfindig zu machen. Nachdem das offizielle Budget eine Weile auf sich warten lässt, gelangen wir über Umwege an eine Version des uob-Jahresbudgets für das Jahr 2017. Kalkulierten Einnahmen von 83’350 Franken stehen Ausgaben über 81’917 Franken gegenüber. Der Grossteil der Einnahmen besteht aus Konzerteinnahmen und Beiträgen der Universität. Auf der Ausgabenseite sind es die von Silvan Wüthrich erwähnten Personalkosten und die Miete für die Konzerträumlichkeiten, die aufs Portemonnaie schlagen. Das Budget beinhaltet aber auch einige eher sonderbare Posten. So sind für «Gesellschaftliches» sowie «Blumen und Geschenke» jährlich 1’600 Franken kalkuliert. Und für den Auftritt am «Dies Academicus» erhält das universitäre Hausorchester eine Entlöhnung über 3’000 Franken. Diese Angaben decken sich mit denjenigen im offiziellen Jahresbudget, welches uns kurz vor Redaktionsschluss doch noch erreicht. Für Silvan Wüthrich sind die Summen, die die Universität jährlich für kulturelle Einrichtungen ausgibt, gerechtfertigt: «Das Unisportangebot in Bern ist stark ausgebaut. Da ist es legitim, wenn der kulturelle Bereich in ähnlichem Rahmen gefördert wird.»

Im Wesentlichen teilten sich während der letzten 18 Jahre drei Gruppierungen 1.5 Millionen Franken.

Bei der Mitgliederauswahl herrscht eine gewisse Rigidität, welche sich nicht zuletzt auf den künstlerischen Anspruch zurückführen lasse, so Silvan Wüthrich. «Eine gewisse Konstanz in der Besetzung ist für die musikalische Entwicklung des Orchesters wichtig, deshalb sind wir um eine ausgewogene Mitgliedschaftsdauer bemüht.» Für Interessierte bedeutet dies, dass sie nur dann eine Chance auf einen Platz im uob haben, wenn ein Altmitglied seinen Platz räumt oder plötzlich ein grösserer Bedarf an Musizierenden für ein bestimmtes Register besteht. Dies sei zwar nicht ideal, habe sich bisher jedoch nicht als problematisch erwiesen.

Illustration: Lisa Linder

Auf das besto angesprochen, gibt sich Silvan Wüthrich entspannt. «Wir wussten seit eineinhalb Jahren vom Bestreben, ein weiteres Studierendenorchester zu gründen. Das überraschte uns nicht.» Er verspüre deshalb auch keinen zusätzlichen Druck, Bestehendes verändern zu wollen. Zudem komme es im Sommer beim uob zu einem Dirigentenwechsel, das werde automatisch gewisse Änderungen mit sich führen. «Und im Frühling 2017 haben wir die Ticketpreise für Studierende nochmals erheblich gesenkt, in der Hoffnung vermehrt auch junge Klassikinteressiere an unsere Konzerte zu locken. Sonst sind wir aber sehr zufrieden. Unser bisheriges Konzept hat sich bewährt und wir werden auch in Zukunft den gehobenen künstlerischen Anspruch in Kombination mit einem universitären Angebot für junge Klassikinteressierte beibehalten.»

Klassik ist sexy

Das besto positioniert sich anders. Man will sich vom verstaubten Image, das klassischer Musik anhaftet, entfernen. Das Motto «Klassik ist sexy» und die Konzerte, inklusive Barbetrieb und Afterparty, im hippen Progr unterstreichen diesen Anspruch. Man wolle geselliger sein, als dies klassische Musik normalerweise ist, meint Philipp Aebi und bringt diesen Ansatz mit einer Frage auf den Punkt: «Wieso kann ich an einem legendären Konzert der Rolling Stones inmitten eines Songs ein Bier holen gehen, während eines klassischen Stückes aber nicht?» Auf eine Antwort wartet er nicht, erläutert stattdessen, dass das besto sich nicht als Konkurrenz zum Uniorchester sieht, eher sollen die Konzerte für Studierende die nicht regelmässig an Klassikkonzerte gehen, als neue Alternative im Berner Nachtleben dienen. Der Schwierigkeitsgrad der gespielten Werke sei denn auch sekundär, so Aebi. Viel wichtiger sei es, dass alle Student*innen, die Lust haben, in einem studentischen Orchester zu spielen, dies auch können. Aus diesem Grund ist spätestens ein Semester nach Ende des Studiums fertig mit besto. «Wir wollen auch Erstsemestern die Möglichkeit geben, bei uns mitzuspielen. Das verträgt sich nicht mit dem System des uob, wo Altmitglieder einen Vorrang haben.»

Die Kulturförderung der Universität hat sich seit 1997 kaum verändert.

Obwohl in der besto-Gründung auch unterschwellige Kritik an der über 30-jährigen Institution uob mitschwingt, betonen Philipp Aebi und Silvan Wüthrich im Gespräch das gute Verhältnis, das zwischen den beiden Orchestern herrscht. Der besto-Vorstand verfasste aus Furcht vor Missverständnissen gar eine Pressemitteilung, um klarzustellen, dass man sich nicht als direkte Konkurrenz zum Uniorchester sieht, sondern als «Erweiterung der kulturellen Palette an unserer Universität». Trotz dieser zelebrierten Einigkeit stellt sich Aussenstehenden die Frage, wieso nicht auch das besto finanziell von der Uni unterstützt wird. Sein alternativer Ansatz entspricht eher dem Interesse der jungen Studierenden als jener des uobs. Das zeigt sich auch am Altersdurchschnitt der Besucher*innen eines Konzertes des Uniorchesters. Dieser entspricht eher dem der heutigen Rolling Stones, als jenem derer, die zu ihren Konzerten vor 50 Jahren wild abfeierten. Was soll folglich der Zweck eines Universitätsorchesters sein? Ein universitär subventioniertes Hobby für Amateur-Musizierende und Konzertbesucher*innen mit gehobenem Anspruch? Oder ein von der Universität finanziertes Kulturangebot für einen (grösseren) Teil der Studierenden? Die Entscheidungshoheit in dieser Frage liegt bei der Universität. In der massgebenden kantonalen Gesetzgebung steht einzig, dass die Universität Bern kulturelle Einrichtungen für ihre Angehörigen führen oder unterstützen kann. Wie diese aber aussehen, entscheidet allein der Artikel 60 der Universitätsstatuten. Es wäre an der Zeit, dass sich die Verantwortlichen die Frage stellen, ob es in diesem Fall nicht eine Änderung der Statuten bräuchte. Eine breiter gefasste universitäre Kulturförderung würde alternative und zeitgemässere Kulturangebote für Studierende ermöglichen und gleichzeitig auch das bestehende Klumpenrisiko in etablierten Institutionen wie dem uob vermindern.

SUBventionierungen

Wer nicht das Glück hat, dass die Existenz seiner studentischen Gruppierung von universitären Statuten vorgeschrieben wird, hat eine weitere Möglichkeit, an Geld zu kommen. Die Studierendenschaft der Uni Bern (SUB) führt auf ihrer Website eine ausführliche Liste mit allen von ihr anerkannten Gruppierungen. Das sind über 70 Organisationen, deren Aktivitäten mehr oder weniger dem Interesse der Studierenden entsprechen. Die SUB unterteilt dabei grob in vier Kategorien: kulturelle und religiöse Gruppierungen, 
Student*innenverbindungen und die Sparte «Verschiedenes», die alles umfasst, was nicht in die anderen drei Kategorien passt.

Mit der offiziellen Anerkennung erhält eine Gruppierung die Möglichkeit, bei der SUB um finanzielle Unterstützung anzufragen. Artikel 23 des Finanzreglements regelt, dass auf schriftliches Gesuch hin Projekte unterstützt werden können, die dem materiellen oder ideellen Interesse der Studierenden entsprechen, aber nicht fachspezifisch sind. Im Fokus stehen dabei insbesondere kulturelle, unipolitische, wissenschaftliche und geschlechts-, insbesondere frauen*spezifische, Tätigkeiten. Einschränkend kommt aber hinzu, dass die SUB nur Anlässe oder Tätigkeiten unterstützt, deren Eigenfinanzierung, bspw. durch Ticketeinnahmen oder Sponsoring, nicht ausreicht. Auch werden keine sportlichen Aktivitäten unterstützt.

Illustration: Lisa Linder

Wir schreiben eine Mail an die Finanzverantwortliche der SUB und wollen wissen, wie oft Gruppierungen in den vergangenen Jahren von diesem Unterstützungsfonds Gebrauch gemacht haben. In den letzten drei Jahren erhielten nur gerade sechs Gruppierungen Geld aus dem Fonds. 2016 waren das Imp!act Bern (CHF 800), DerChor (CHF 1’500), das Berner StudentInnentheaterfestival BeSTival (CHF 2’000) und die nationale Konferenz der Model United Nations JUNESMUN (CHF 600). Im darauffolgenden Jahr gab es nicht einen einzigen Antrag, den die SUB genehmigte.

2018 waren es dann das englischsprachige Literaturmagazin Eidolon Literary Magazine der Englisch-Fachschaft (CHF 500), erneut ein Beitrag ans StudentInnentheaterfestival (CHF 2’000) und eine Defizitgarantie für einen Filmabend der Kritischen Jurist*innen (CHF 100). Macht auf drei Jahre 7’500 Franken oder 2’500 Franken jährlich, welche die SUB aus ihrem Unterstützungsfonds an Gruppierungen in Finanznot sprach. Zusätzlich zur Möglichkeit auf finanzielle Unterstützung besitzen alle anerkannten Gruppierungen die Option auf materiellen Support, wie beispielsweise Gratiskopien oder die kostenfreie Benutzung des SUB-Hüslis.

Wer etwas Zeit zum Schmökern hat oder auf der Suche nach einer neuen Freizeitaktivität ist, dem sei ein Ausflug auf die SUB-Website empfohlen. Von seriös bis schräg erhalten dort alle Gruppierungen die Möglichkeit zur Selbstpräsentation. So findet sich nebst dem Uniradio «Unibox» auch die Aufklärungsorganisation «Achtung Liebe» oder die «Kritischen Jurist*innen» und ihr medizinisches Pendant, die eine verstärkte Hinterfragung von Studieninhalten verlangen. Zu den kurioseren Gruppierungen zählen die Berner Singstudenten, die sich, gemäss Eigenbeschrieb, dadurch auszeichnen, dass man anschliessend an die Gesangsproben gemeinsam im Restaurant zur Krone Bier trinken gehe. Auch in die Sparte «Originell» gehört der Academic Surfclub, in dem Studierende dem Surfsport und dem dazugehörigen «Surf-Lifestyle» frönen. Das Highlight in dieser endlosen Liste an studentischen Gruppierungen bildet aber die Bridgegruppe Uni Bern (BUB). Diese sucht Studierende, die Zeit haben für «bunte Spielabende mit dem wohl elegantesten Kartenspiel der Welt.» Coeur, Treff, Pik und Karo sollen neue Farben auf den Campus bringen und an einem Einführungskurs werden einem die Regeln dieses «eleganten Kartenvergnügens für verspielte Studierende» erklärt.

Diese knappe Aufzählung macht deutlich, dass die Kulturförderung der SUB das exakte Gegenteil der universitären Kulturförderung ist: kaum finanzielle Mittel, dafür ein umso breiteres Angebot an unterstützten Gruppierungen. Der veraltete Förderungsansatz der Universität und der engagierte, aber ressourcenschwache Versuch der SUB, kulturelle Aktivitäten im Umfeld der Uni Bern zu unterstützen, machen deutlich, dass es an der Zeit wäre, die bisherige Praxis zu hinterfragen.

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