100 Jahre – Das alles ist SUB

Am 9. April heisst es raus aus den Hörsälen und Geburtstag feiern – die SUB wird 100! Nebst einem vielseitigen Programm aus Workshops, Podiumsdiskussionen, Konzerten und mehr, wird zum Jubiläum auch zurückgeschaut: auf ein Jahrhundert zwischen Beständigkeit und Wandel.
Vor genau hundert Jahren entstand nach mehreren gescheiterten Anläufen endlich auch in Bern eine gesamtstudentische Organisation: unsere SUB. Vorgängerorganisation wie der Verein «Academia» oder der «Verband der Bernischen Studentenschaft» (VBS) konnten sich langfristig nicht beweisen. Erstere, die bereits 1858 ihre Statuten setzte, fiel um die Jahrhunderwende Streitereien zwischen den Studentenverbindungen und nicht-organisierten Studenten, sogenannten «Wilden», zum Opfer. Der VBS hingegen, der über 60 Jahre später von den Fakultäten und Freistudenten – jedoch ohne die Verbindungen – gegründet wurde, ging an mangelhaft organisierten Fakultätsorganen zugrunde. Erst 1925, gelang es unter Mithilfe des damaligen Rektors Walther Burckhardt und einigen Mühen, die Studentenverbindungen mit dem VBS zu vereinen und die «Studentenschaft der Universtität Bern» war geboren. Von da an sollte sie «ein Gegengewicht zu der geistigen Zersplitterung schaffen helfen, wie sie die wissenschaftliche Ausbildung heute mit sich bringt».[1]
In ihrem ersten Jahr beliefen sich die Aufgaben der SUB vor allem auf Hilfestellungen im Studi-Alltag. Darunter eine Kinokommission, ein Lesesaal, ein studentischer «Erfrischungsraum» und ein Amt für Verbilligungen aller Art. Wenn sich auch die Angebote der SUB mit der Zeit wandelten und die Organisation sich stetig neuen Umständen anpassen musste, blieb sie im Kern beständig. Laut Statuten erfüllt sie – 1925 wie heute – den Zweck der Vertretung der ideelllen und materiellen Interessen der Studierenden.[2] Und die sind bekanntlich genauso divers wie die Studierenden selbst.
Die SUB ist vernetzt
Innerhalb der Universität vertritt die SUB studentische Interessen gegenüber der Universitätsleitung, im Senat und in universitären und fakultären Kommissionen. Seit 1997 ist das auch gesetzlich so verankert. Von Beginn an ist sie Mitglied im Verband der Schweizer Studierendenschaften, dem VSS, und pflegt darin eine rege Zusammenarbeit mit Studierenden in der ganzen Schweiz. Die Beziehungen der SUB reichten schon früh auch bis ins europäische Ausland. In den ersten Jahren war die Errichtung eines Schweizerhauses in der Cité Universitaire in Paris in aller Munde, das der VSS mit Unterstützung der SUB 1930 in Auftrag geben konnte und künftig Schweizer Studierenden auf Reisen ein Heim bot.
Das bis in die 60er bestehende «Auslandamt» der SUB förderte den Kontakt mit ausländischen Studierenden und veranstaltete dazu gesellige Anlässe wie den «traditionellen Ausländerabend»,[3] Ausflüge und Austauschreisen. Der heutige Club ISC entstand aus einem ehemaligen Lokal dieses Auslandamtes.
Die SUB ist politisch
In den Gründungsjahren eher von inneruniversitärem Tatendrang gepackt und nach Statuten ausdrücklich «politisch neutral» eingestellt, äusserte sich die SUB nur in ausgewählten gesellschaftlichen Fragen. Mit einer Aufklärungsaktion über die scheinbare Schnappsgefahr, schnupperte sie 1926 aber schon früh Aktivismus-Luft. In den 30ern war dieser politische Keim weiter angereift und die SUB wirkte 1937 mit einer «Hochschulwoche für geistige Wehrbereitschaft» an der geistigen Landesverteitigung mit. Ihre Blütezeit in Sachen Politik erreichte die SUB schliesslich in den 60er Jahren. Sie nahm vermehrt Stellung in hochschulpolitischen Debatten und forderte Mitbestimmung an der Uni. Sie verschrieb sich zugleich nicht mehr «politischer Neutralität», sondern lediglich einer «parteipolitischen Unabhängigkeit»[4] und kann seither auch zu aktuellen Fragen Stellung nehmen. Somit war der Grundstein gesetzt, sich auch ausseruniversitär politisch zu engagieren. Auch die 68er-Bewegung ging an der SUB nicht vorbei und trug in den 70ern vielerlei Früchte: Eine linke Mehrheit im Studierendenrat, die sich einem neomarxistischen Programm verschrieben hat oder etwa ein wachsendes Programm an Alternativen Lehrangeboten – von der SUB und mit dem VSS landesweit organisiert, «um Alternativen zu unserem rein bürgerlichen Lehrbetrieb aufzuzeigen».[5] Sie behandelten Themen wie den Mythos Freie Marktwirtschaft (WS 71/72) oder die aufkommende Atomenergie (WS 77/78). Seither verstand sich die SUB als Opposition in der Universitätspolitik.
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«Studentische Anliegen sind vielseitig, realpolitisch und können auch bis vors Parlament kommen.»
Demonstrationen, Petitionen und Besetzungen wurden in der SUB und unter Studierenden immer präsenter. Insbesondere die Besetzung des Soziologischen Instituts 1974 erregte mediales Aufsehen und wurde letztlich polizeilich aufgelöst. Diese politische Hochphase wurde im nächsten Jahrzehnt jedoch durch die Unileitung, aber auch durch innerstudentische Gruppierungen, schärfer in Schach gehalten und die SUB wurde ermahnt, sich auf studentische Interessen innerhalb der Universität zu fokussieren. Diese hören aber bekanntlich nicht nach der Vorlesung und jenseits des Elfenbeinturms auf. Studentische Anliegen sind vielseitig, realpolitisch und können auch bis vors Parlament kommen. So ergriff die SUB 1996 das kantonale Referendum gegen die Einführung des Numerus Clausus in der Medizin und unterstützte mehrere nationale Volksinitiativen des VSS, wie die 2010 lancierte Initiative gegen den Stipendienabbau.
Die SUB ist unterstützend
Nebst diesen grösseren Bemühungen in Bundesbern, unterstützt die SUB Studierende auch im ganz normalen Uni-Alltag. Sie bietet Fachschaften und SUB-Gruppierungen Druck- & Kopiermöglichkeiten an, verleiht Pausenhofspiele für die Mittagspause und ermöglichte seit ihrer Gründung Vergünstigungen aller Art – von Büchern über Kultur bis ÖV. 1986 organisierte die SUB zum ersten Mal den Tag des Studienbeginns und bahnt seither jährlich in Zusammenarbeit mit der Unileitung neuen Studierenden einen Weg durch den Uni-Dschungel. 1997 bis 2004 erschien passend dazu eine Infobroschüre für Studieninteressierte mit dem Titel «Uni-Dschungelbuch», sowie bereits ab 1977 das «SUB Vademecum», das Erstsemestrigen helfen sollte, sich im neuen Lebensraum zurechtzufinden. Etablierte Studierende informierte die SUB seit den 30ern mit eigenen Zeitungen wie dem «Berner Student», dem «unikum» oder dem (zwei)wöchentlich erscheinenden Kalender «WoKa».
Seit ihrem zweiten Semester betreibt die SUB eine Arbeitsvermittlung, die über die Jahrzehnte stetig erweitert und angepasst wurde. Heute ist sie Marktführerin in der Vermittlung von Studijobs. Neben Stellen vermittelt sie seit den 1960ern auch Wohnungen und Zimmer an Studierende und berät sie mit dem Rechtsberatungsdienst – vor 2015 noch «Rechtshilfedienst» – seit 50 Jahren in Rechtsfragen. Bis 1983 betrieb die SUB einen eigenen Laden mit günstigem Papeteriebedarf und medizinischen Artikeln.
Von Beginn an war die SUB entschlossen, Gelder für bedürftige Studierende zu sammeln. Anfangs noch lose aus Erträgen von Universitätsfesten in Fonds angesammelt, gründete sich 1927 das «Amt für Studentenhilfe» mit eigenem Darlehensfonds, das heute in der Form des Sozialfonds fortgeführt wird. Sie setzte sich für bezahlbare Studi-Wohnungen ein und gegen Erhöhungen universitärer Kosten, allen voran den Studiengebühren – in den 90ern wie aktuell. Auch in Sachen Chancengleichheit macht sie sich stark, etwa für Studierende auf dem Zweiten Bildungsweg , für bessere Stipendien und gegen Vorselektionierung wie den Numerus Clausus in der Psychologie oder der Medizin. Die Gleichberechtigung der Geschlechter rückte in den 80ern vermehrt in den Aufgabenbereich der SUB. Das Ressort Gleichstellung – 1987 zuerst unter dem Namen «Frauen» gegründet – setzt sich gegen Sexismus, Rassismus, Queerfeindlichkeit und andere Diskriminierungsformen an der Universität ein. Verschiedene Veranstaltungen und Programme wurden dafür lanciert, wie das seit 2002 bestehende «wo*mentoring», ein Mentoring-Programm für TINFA-Studierende, die promovieren möchten.
Ihre Unterstützung sprach die SUB in ihrer Geschichte immer wieder auch über Landesgrenzen hinaus. In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts verbündete sie sich mit Studierenden in Osteuropa und verurteilte Repressionen an ausländischen Universitäten. Nach dem Prager Frühling beispielsweise organisierte die SUB Sprachkurse, Spendenaktionen und Zimmervermittlungen für Geflüchtete aus der Tschechoslowakei und spendete nach dem Ungarnaufstand 1956 zwei Drittel ihres Vermögens an ungarische Geflüchtete. Im Jahr 2016 rief die SUB auch das Projekt «Offener Hörsaal« ins Leben, das geflüchteten Personen Einblick in ein Hochschulstudium gewährt.
Die SUB ist kulturschaffend
Die SUB kennt sich mit Festen und Feierlichkeiten bestens aus. Bereits im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens fanden jährliche Feste statt: in den Wintersemestern ein akademischer Ball und bis 1936 ein «Sommernachtsfest« im Rosengarten oder auf dem Gurten. In der Nachkriegszeit folgte der jährliche Uniball und in den 70ern dann das Unifest – stets mit Konzertprogramm, Jahrmarktsattraktionen wie Flaschenfischen oder Schiessbuden, reichlich Verpflegung «u viu z’trinke».[6] Aber auch vor aussergwöhnlichen Programmpunkten scheute die SUB nicht: etwa ein Klettergarten oder eine Rutschbahn durch die Gänge des Hauptgebäudes oder ein Fallschirmabsprung als Hauptattraktion bei einem Open-Air-Festival auf dem Gurten. Jedes Jahr kamen zahlreiche eigene Veranstaltungen dazu: Sogar eine studentische Bar am Falkenplatz war in den 2010ern in Planung, erblickte aber leider nie das Licht der Welt.
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«[E]in Klettergarten oder eine Rutschbahn durch die Gänge des Hauptgebäudes oder ein Fallschirmabsprung als Hauptattraktion bei einem Open-Air-Festival auf dem Gurten.»
Die SUB setzte sich auch für ausseruniversitäre Kulturräume wie die Reitschule oder das Zaffaraya ein. Seit 2002 bietet sie ihren Mitgliedern Freie Eintritte in Kulturlokale und die verschiedensten kulturellen und sportlichen Veranstaltungen. Die Akademische Sportkommission, aus der unser heutiger Unisport hervorgeht, war eines der ältesten SUB-Projekte und organisierte jedes Semester das universitäre Sportangebot, Ski- und Sportlager und immer wieder auch Wettkämpfe in verschiedenen Sportarten. Heute unterstützt die SUB kulturschaffende Studierende und studentische Projekte mit einem eigenen Fonds.
Die SUB ist beständig – Seit 100 Jahren
Obschon heute nicht mehr wegzudenken, war die Studierendenschaft als Gesamtorganisation nicht immer selbstverständlich. 1973 entfachte dazu ein grösserer Streit: Aufgrund der automatischen Mitgliedschaft in der Studierendenschaft, warf die «Vereinigung gegen die Unruhen an der Universität Bern» (Pro Uni) der SUB vor, eine «Zwangskörperschaft» zu sein. Derselbe Vorwurf wurde der Studierendenschaft der Universität Basel im selben Jahr noch zum Verhängnis und auch die der Uni Zürich wurde fünf Jahre später aufgrunddessen aufgelöst. In Bern wurde der SUB vorerst lediglich der Geldhahn abgedreht: Auf Beschluss des Regierungsrates, wurde ihr die Autonomie über ihre Finanzen entzogen und eine «Kasse für studentische Zwecke» mit der Verwaltung der SUB-Gelder beauftragt. Später erhielt die SUB wieder ein eigenständiges Budget für ihre Kernaufgaben, Politisches und Kulturelles sollte aber mit freiwilligen Beiträgen finanziert werden. Dadurch wurde nicht nur ihre politische Aktivität massiv beschnitten, sondern durch die beschränkten Ressourcen auch die laufenden Dienstleistungen. Auch wenn die SUB versuchte, ihren Kernaufgaben und -anliegen weiterhin nachzugehen, musste sie 1983 den Grossteil dieser Arbeit ehrenamtlich leisten und hat darauffolgend ihre Dienstleistungen während mehreren Monaten aus Protest eingestellt. Die Regierung meinte, wenn es auch ehrenamtlich ginge, bräuchte es die Beiträge ja nicht.[7] 1983 lag dann schliessliche eine Motion zur Abschaffung der SUB dem Bernischen Grossen Rat vor. Doch die Abstimmung zeigte deutlich: Bern braucht die SUB.
All das ist SUB, aber auch noch viel mehr. Das wichtigste wurde hier noch kaum erwähnt: SUB sind die Studierenden, die die Organisation tragen und überhaupt erst konstituieren. Und als SUB-Mitglied hast du die Möglichkeit dich einzubringen: in deiner Fachschaft, einer Kommission oder mit deiner Stimme an den nächsten Studierendenratswahlen Ende März/Anfang April. Denn die SUB erfüllt erst dann ihren Zweck, «wenn möglichst viele Kommiliton[*inn]en zu einer universellen Auffassung ihres Studiums gelangen und sich für die Mitstud[ierenden] und deren Interessen einsetzen lernen.»[8] 1925 wie heute.
[1] Tätigkeitsbericht der Studentenschaft der Universität Bern (WS 1925/26), S. 2. Staatsarchiv des Kantons Bern, StABE BB IIIb 1056.
[2] Erste SUB-Statuten Reglement betreffend die Organisation der Studentenschaft der Universität Bern, sowie aktuelle Statuten auf der SUB-Website: sub.unibe.ch.
[3] Ausländer und Schweizer treffen sich bei Stimmung und Tanz an der Winter Night Party, Pressemitteilung des Auslandamts der SUB vom 10.02.1953. Staatsarchiv des Kantons Bern, StABE BB IIIb 1058.
[4] Hiess es in den revidierten Statuten von 1966.
[5] Und überdies «der völligen Absenz der marxistischen Theorie im Lehrangebot entgegenzutreten». Diverse Briefe um 1975. Staatsarchiv des Kantons Bern, StABE V SUB 69.
[6] Heisst es in einer Pressemitteilung der SUB vom 08.02.1978. Staatsarchiv des Kantons Bern, StABE V SUB 71.
[7] Berichtete die SUB in der SUBstanz (9), 24. Juni 1983.
[8] Tätigkeitsbericht der Studentenschaft der Universität Bern (WS 1925/26), S. 3. Staatsarchiv des Kantons Bern, StABE BB IIIb 1056.
- Text: Sophie Odermatt
Illustrationen: Sophie Odermatt
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Dieser Beitrag erschien in der bärner studizytig #39 März 2025
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