Wie auf einem anderen Planeten

15. September 2024

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Es ist immer wieder eine magische und unbeschreibliche Zeit, wenn es in ein Pfadilager geht.

Mit dem Wort “magisch” will ich aber nichts romantisieren. Die WC-Situation ist mit den Plumpsklos immer noch weit weg von unseren heutigen Luxusstandards und zwei Wochen auf einer Luftmatratze schlafen kann auch mit noch so viel “Glamping” – Equipment nicht mehr wettgemacht werden.

 

Magisch hingegen ist die Zeit insgesamt. So wie diesen Sommer als es mit der gesamten Pfadi Patria in ein Jubiläumslager ging. Heisst: 200- 300 Personen auf einmal in einem Lager. Für zwei Wochen wurden also die Zelte aufgestellt, Gasflaschen angeschraubt und (aufgrund der Grösse des Lagers) sogar Leitungen für Wasser und Strom verlegt. Der Alltag würde von nun an zwischen Lärchenbäumen und Bergpanorama auf 1’600 Meter über Meer stattfinden.

 

Die regulären Verpflichtungen und gewohnten Beschäftigungen in Bern werden in dieser Zeit buchstäblich auf Pause gesetzt. Denn auch wenn es einem manchmal vorkommt, als würde gar nicht so viel geschehen, ist man dennoch konstant beschäftigt und mental so eingespannt, dass man gar keine andere Möglichkeit hat, als nur in dem jetzigen Moment zu leben.

 

So ist man dauernd damit befasst den betrauten ca. 30 Kindern, eine gute Zeit zu bieten, Probleme ebendieser Kinder zu lösen, innerhalb des Leitungsteams Erlebnisse vorzubereiten und zu planen und irgendwie noch die eigenen, persönlichen Bedürfnisse zu erfüllen.

 

 

Es sind einzigartige Verpflichtungen und Verantwortungen, die in der Zeit auf einem zukommen.

 

Eine einmalige Schule des Lebens, wenn es darum geht zu lernen, wie man mit Menschen, welche man ansonsten im Alltag vielleicht nicht begegnen würde oder gar sprechen würde, zusammenarbeitet, Konflikte löst und doch auch eine gute Zeit hat.

 

Insgesamt ist es eine wunderbare Erfahrung, schon fast gezwungenermassen so abgekoppelt von dem regulären Leben zu sein. Und das in einem einmaligen Umfeld.

 

Den ganzen Tag wird draussen im Wald verbracht, gespielt, gegessen. Die Handy Screentime sinkt auf unter 20 Minuten pro Tag, ich habe schon seit 5 Tagen nicht mehr in einen Spiegel geschaut und am Abend bemerkt man mit dem Untergehen der Sonne wie man selbst müde ist. Langsam ist sogar schon meine Panik vor den Zimmermannspinnen, welche sich hier wohl auch sehr wohlfühlen, am Abschwächen.

 

Was eine Umstellung!

 

Und auch wenn ich nach zwei Wochen gerne die Luftmatratze zu einer aus Schaumstoff und die Taschenlampe zu einem Lichtschalter eintausche, so fühlt sich das Leben in Bern doch irgendwie anders an. Nicht, als hätte man einfach Ferien gehabt, aber doch als käme man aus einer wahren Pause vom Leben zurück.

 

So bin ich danach auch umso mehr bereit, den gewohnten Alltag wieder zu bestreiten – mit neuer Perspektive und Energie, gewonnen aus den zwei Wochen im Wald und all den grossartigen Gesprächen und Momenten zwischendrin.

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