Wie die SUB zu ihrem Hüsli kam

01. Oktober 2023

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Wie der Dotter vom Ei hebt sich im Plantanenhof der Uni Tobler ein Häuschen vom satten Grün der Plantanen ab. Seit 30 Jahren bietet dieses Haus Raum, um darin in den Diensten der Studierenden zu arbeiten, nachzudenken und zu diskutieren. Höchste Zeit also, herauszufinden, wie die SUB zu diesem wichtigen Ort kam.

Vom Hof aus sieht das SUB-Hüsli schon nicht schlecht aus, seine ganze Pracht entfaltet es aber erst aus der Vogelperspektive. Von oben sticht direkt ins Auge, was das SUB-Hüsli zu etwas ganz Besonderem macht: das auffällige, knallblaue Keramikdach. Es wurde dem kleinen Haus von der Schweizer Künstlerin Elisabeth Langsch verliehen. Sie machte das SUB-Hüsli zwischen 1991 und 1993 zum Teil ihres Werkes «Musen».

Wie viele Musen Elisabeth Langsch nebst dem SUB-Hüsli noch auf dem Uni Tobler Areal verteilte, scheint ein kleines Uni-Tobler-Geheimnis zu sein. Manchen Quellen ist zu entnehmen, es seien sieben, andere reden von acht, und Dritte beharren felsenfest darauf, sie hätten neun gezählt. Unstrittig ist hingegen, dass auch die besonderen Kreaturen, welche die Hofterrasse der Uni schmücken, zu den Musen von Langsch gehören.

«Von oben sticht direkt ins Auge, was das SUB-Hüsli zu etwas ganz Besonderem macht: das auffällige, knallblaue Keramikdach.»

Eine Muse ist eine Person, die einen Menschen zu kreativen Leistungen anspornt oder inspiriert. Und wahrlich, das SUB-Hüsli hat die in der SUB aktiven Menschen als ihre Muse in den letzten Jahrzehnten zu bemerkenswerten Leistungen angespornt.

Wie alles begann… “im Erfrischungsraum”

Als die SUB in den 1920er-Jahren noch in ihren Kinderschuhen steckte, wagten ihre Mitglieder noch nicht einmal von einem Arbeitsplatz wie dem SUB-Hüsli zu träumen. Im Hauptgebäude der Uni wurden der SUB rudimentäre Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt: eine Ecke zum Erledigen der Administration und einen “Erfrischungsraum” für Studierende. Erst 1942 durfte sie am Standort der heutigen Mensa Gesellschaftsstrasse ihre ersten Arbeits- und Sitzungszimmer einrichten.

1969 brach die SUB an der Gesellschaftsstrasse ihre Zelte ab und zog ein paar Strassen weiter, in ein Haus an der Erlachstrasse 9, welches sie sich mit dem Verband der Schweizerischen Studierendenschaften (VSS) teilte. Und da blieb sie auch eine ganze Weile.

Neue Zeiten, neue Pläne

Ende 1986 fand die Abstimmung zur Umnutzung des Tobler Areals statt, bei der die Berner*innen nach reichlichen Diskussionen, ob der Uni nun wirklich dieses Areal überlassen werden sollte, schlussendlich Ja sagten. Nachdem im April 1987 auch der Umzonung des Areals zugestimmt wurde, konnte das Planen für neue Uni-Räumlichkeiten losgehen. Bald schon kam die Idee auf, dass auch die SUB auf das Tobler Areal umziehen könnte. Diese Idee stiess beim damaligen Vorstand der SUB auf wenig Zuspruch, schätzte er doch die gewisse Distanz zur Uni an der Erlachstrasse. Christoph Pappa, Generalsekretär der Uni Bern, der in den 80er-Jahren im Vorstand der SUB war, meinte, die Räumlichkeiten an der Erlachstrasse wurden vor allen Dingen geschätzt, weil man dort viel Platz hatte – im Winter sei es aber schon kalt geworden.

In rund 50 Sitzungen der Entwurfsdelegationen und der verschiedenen Betriebsbereiche, sowie der eigens für dieses Projekt beauftragten Architekten wurde im Frühlingssemester 1988 die Umsetzung der räumlichen Struktur der einzelnen Institute und Seminare in Angriff genommen. Auch die SUB beteiligte sich in diesen Gremien zur Erarbeitung der Umbau-Pläne, um die Wahrung der Interessen der Studierenden sicherzustellen. Dazu stand sie über Monate in regem, nicht selten spannungsgeladenem Austausch mit dem kantonalen Hochbauamt, der Erziehungsdirektion und dem Architektenbüro.

«Auch die SUB beteiligte sich in diesen Gremien zur Erarbeitung der Umbau-Pläne, um die Wahrung der Interessen der Studierenden sicherzustellen.»

Lerchenweg 32 — Ein Kompromiss

Als die definitive Einteilung des Areals greifbarer wurde, machte die Uni den Vorschlag, dass die SUB in das Haus am Lerchenweg 32 ziehen könnte. Es wurde 1893 ursprünglich als Wohnhaus für die Arbeiter*innen der Schokoladenfabrik Tobler erbaut.

Auch nachdem die Tobler Fabrik im Länggasse Quartier ihre Tore für immer geschlossen hatte, durchlebte das SUB-Häuschen noch die eine oder andere wilde Zeit. Gerüchten zufolge wurde das Haus in den 80er-Jahren sogar einmal von Autonomen besetzt.

Die Vorstellung, dieses Haus, das klar von den Vorlesungsräumen und Unibüros abgetrennt war, für sich zu haben, gefiel dem Vorstand der SUB schon besser als in den Räumen des Gebäudekomplexes der Uni Tobler untergebracht zu werden. Strittig blieb aber bis zum Schluss, ob der SUB das ganze Gebäude mit einer Fläche von etwa 150 m2 überlassen werden sollte.

Nach etlichen, langwierigen Verhandlungen, willigte die SUB schliesslich ein, den alten Standort zu verlassen und auf den Campus des Uni Toblers umzuziehen. Allerdings nur unter der Bedingung, dass ihr das gesamte Gebäude am Lerchenweg 32 überlassen wurde.

Und endlich, am 22. Juni 1988 bestätigte der Projektleiter des Umbaus der Unitobler dem Vorstand der SUB auf dessen Wunsch hin schriftlich, dass das ganze Gebäude am Lerchenweg 32 von der SUB benutzt werden könne. Damit war der Umzug in das kleine Häuslein, welches zu dieser Zeit noch liebevoll „Häxehüsli“ genannt wurde, beschlossene Sache.

Bis zum Einzug 1993 sollte es aber noch ein paar Jahre dauern, denn es musste noch einiges am Haus renoviert werden. Vor der Renovierung war das Haus einem Bericht aus dem Jahr 1993, welcher im Unikum, dem Vorgänger der Bärner Studizytig, abgedruckt wurde, zufolge nämlich in einem denkbar schlechten Zustand. Es hatte schimmelige Wände, durch die Kellerfenster streckten Pflanzen und Bäume ihre Wurzeln und Ranken und die Fenster waren winddurchlässig. Das Haus sah besagtem Bericht zufolge aus, als sei seit 70 Jahren nichts mehr daran gemacht worden.

Frühmorgens ist die einzige Zeit am Tag, zu der die Bänke im Platanenhof noch frei sind.

Julian Marbach, der bis ins Jahr 2015 selbst im Vorstand der SUB war und bis heute als Experte für die Geschichte der SUB gilt, bezeichnete das SUB-Hüsli in den 90er Jahren als eine Anlaufstelle, die weit über Studierendenkreise Bedeutung hatte. In Zeiten, in denen das Internet nicht allgegenwärtig zur Verfügung stand, wurde insbesondere die Vermittlung von Wohnungen zu erschwinglichen Preisen von der ganzen Stadt geschätzt.

Heute gibt es viele alternative Wohnungsplattformen und die Wohnungsvermittlung der SUB richtet sich spezifisch an Studierende. Umso mehr floriert dank der Digitalisierung die Job-Plattform “Studijob”, welche von der SUB betrieben wird.

Auch nach 30 Jahren hat das SUB-Hüsli seinen Charme nicht verloren und gilt noch immer als Zufluchtsort im rauen Studienalltag der Studierenden.

text und fotos: noëlle schneider

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Dieser Beitrag erschien in der bärner studizytig #33 September

2023

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