Mattea (20) aus Ebnet fragt: Wann ist wieder Wanderwetter auf der Metaebene?

Liebe Mattea

«Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung», sagen Eltern und Lehrer*innen immer dann, wenn sie sich insgeheim selbst nach einer Kuscheldecke und dem heimischen Sofa sehnen, zwecks Aufrechterhaltung der Moral aber verbitterte Mine zum sinnlosen Spiel machen müssen. Dass dieser Gemeinplatz kaum mehr Wahrheitsgehalt hat als das Weltwoche-Editorial, hast du bestens erkannt und fragst deshalb lieber nach den optimalen meteorologischen Bedingungen.

Wer sich öfters in den Bergen bewegt, weiss, der Mensch gleicht mit dem Werkzeug, das er sich schafft, so manchen körperlichen Nachteil aus, doch die Naturgewalten überwindet er nicht. Lassen sich diese Aussagen nun auf eine höhere, allgemeinere Ebene transponieren? Bestimmt. Doch ist es nicht immer ratsam. Zwar würde ich mich selbst als pathologischen Grübler, Tagträumer und Allesüberanalysierer bezeichnen – vielleicht qualifiziert mich gerade das als Experte – und Wanderungen auf der Metaebene gehören zu meiner Alltagsroutine. Aber wie man auf Englisch zu sagen pflegen tut: «There’s a time and a place.»

Auf die Frage «Hast du daran gedacht, mir das vegane Schoko-Eis zu kaufen?» sind Betrachtungen über Konsum und Kapitalismus meist keine gute Antwort. Und sprachphilosophische Überlegungen sind nicht angebracht, wenn Menschen erzählen, wie manche Worte für sie mit Diskriminierung, Schmerz und Trauma verbunden sind. Manchmal wollen sich unsere Mitmenschen verstanden und gehört fühlen und manchmal müssen konkrete Dinge auf konkreter Ebene besprochen werden.

Du siehst: Wann das Wetter geeignet ist für Wanderungen auf der Metaebene, muss oft situativ beurteilt werden. Dafür musst du dich aber weder in einen Ameisenhaufen setzen noch Satellitenbilder auswerten. Es reicht etwas soziales Feingefühl und allenfalls eine Nachfrage beim Gegenüber.

Mit ebenbürtigen Grüssen
Dein Experte

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