Editorial #20

Illustration Editorial

Illustration: Tobias Bolliger, www.tobiasbolliger.ch

20. Mai 2020

Von

Liebe Freund*innen des unkonventionellen Grillguts​

«Än Umwäg isch geng e Reis wärt, i mir schöne Heimatstadt», sangen einst Wurzel 5. Dies nahmen wir uns zu Herzen, und beschlossen prompt die 20. Ausgabe der bsz (ja es ist tatsächlich soweit: Wir sind zumindest auf Papier dem Teenie- Flegelalter entwachsen) Bern zu widmen, schliesslich verdanken wir ihr alles. Ohne die Stadt Bern gäbe es keine Universität Bern und ohne Universität Bern auch keine bärner studizytig – ist doch logo! Unsere zweite Jubiläumsausgabe bringt euch deshalb für einmal nicht Orte, Themen und Phänomene aus aller Welt näher, sondern das Vertraute. Wer jetzt meint, sie oder er wisse schon alles über Bern, sei gewarnt: Bern ist wie ein Familienmitglied, das du schon dein Leben lang kennst, das dich aber an jeder Familienzusammenkunft überrascht. So fördern die Recherchen der bärner studizytig über die Verwicklung Berns in den kolonialen Handel eine dunkle Vergangenheit zutage, über die niemand am Tisch sprechen möchte. Als ob das nicht reicht, zeigt sich, dass Bern auf der ganzen Welt ver-teilt Kinder hat, von denen du nichts wusstest. Sie heissen beispielsweise New Bern oder Berne und wurden von Berner*innen auf der Flucht vor Schulden oder religiöser Verfolgung gegründet. Spätestens wenn Bern im Korridor leise auf Itteme-Inglische ins Telefon flüstert, verstehst du die Welt nicht mehr. Du warst dir doch sicher, dass du deine Familie kennst! Also nimmt die dich bärner studizytig zur Seite und erklärt dir, dass Bern eben wildere Seiten hat als Hauskatzen und Hunde in Tragtaschengrösse. Während du nämlich schläfst, feiert Pelz Party in der Bundesstadt, wie das tierische Instagram «StadtWildTiere» beweist. Die unbekannten Seiten Berns haben dafür auch ihren Reiz: 23 Porträts von tollen Orten helfen dir, deine Beziehung zu Bern neu zu erfinden und zur alten Vertrautheit mit ihr zurückzufinden. Wie es in allen Familien üblich ist, kommt es jedoch auch in Bern zu Konflikten, was die Nutzung dieser Orte angeht. Unser Artikel «Pop-Up-Sommer» setzt sich deshalb mit der Kommerzialisierung des öffentlichen Raums auseinander. Als hellsehendes Medium beschäftigt sich die bärner studizytig nicht nur mit Vergangenheit und Gegenwart Berns, sondern fragt sich: Quo vadis Berna? Oder um es weniger bildungs-bürgerlich und in den Worten Endo Anacondas auszudrücken: Wohärä geisch? Für den roten Faden der Familiengeschichte und den familiären Zusammenhalt sorgen ein Zeitstrahl mit kuriosen und wissenswerten Fakten zu Bern sowie ein Interview mit dem höchsten Stadtberner. Letzterer stammt aus einer einflussreichen Patrizierfamilie und steht für die Beständigkeit aristokratischer Herrschaft – in etwa so, wie dieses Heft für die Beständigkeit der bärner studizytig steht.

Darum: merci, proscht und tschou zämä!

Eure studizytig-Redaktion

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