Vater schafft’s

Theo mit seinem Sohn. Foto: ALOCO

12. März 2020

Von und

Der Dokumentarfilm «Von der Rolle» der Schweizer Filmemacherin Verena Endtner und des Produzenten Dan Riesen zeigt auf unspektakuläre Weise, dass Familie auch anders geht.

Im Film werden drei junge Familien mit Kindern in ihrem Alltag begleitet. Alle drei haben sich bewusst für eine andere Rollenverteilung als die traditionelle – der Mann als Brotverdiener, die Frau als Kindererzieherin – entschieden. Eines der Paare dreht das klassische Modell um, indem der Mann sich um den Haushalt und die Kinder kümmert. Die beiden anderen hingegen leben ein hybrides Modell aus, in dem die Aufgabenteilung je nach Bedürfnissen und Gegebenheiten erfolgt. Die Eltern sprechen dabei über ihre Beweggründe, die Herausforderungen und Hindernisse bei der konkreten Umsetzung, die gesellschaftlichen Reaktionen und die Auswirkungen davon auf ihr Familienleben. Die Porträts bleiben unkommentiert und werden durch Comic-Einschübe untermalt.
Durch die Offenheit der Paare, die auch Konflikte, Schwierigkeiten und schöne Momente mit den Zuschauer*innen teilen, ermöglichen sie einen authentischen Einblick in Familien mit anderen Rollenverteilungen. Gerade weil viele der alltäglichen Probleme, Sorgen und Konflikte die gleichen wie bei «Ottonormal-Familien» sind, haftet dem Film etwas sehr Bodenständiges an. Gleichzeitig müssen sich die porträtierten Familien im Vergleich viel häufiger gegenüber Freund*innen, Familie oder Bekannten für ihr Modell erklären. Zudem wird im Film das aufwendige Aushandeln der Pflichten aufgezeigt, welches bei einer Familie mit traditioneller Rollenverteilung wegfällt. Trotzdem scheinen die drei Familien einen Mehrwert aus ihrer Lebensweise zu ziehen, der wahrscheinlich von der Freiheit der Entscheidung und dem Bewusstsein herrührt, dass das Zusammenleben je nach Bedürfnissen auch wieder verändert werden kann.
Das Format des Filmes ist allerdings etwas trocken. Auch wenn es nicht schadet, das Thema unspektakulär anzugehen, ist der Film dadurch, dass neben dem gezeigten Familienleben und den Selbstreflektionen nicht viel passiert, etwas lang­atmig. Viele Aussagen und Sequenzen tragen inhaltlich nichts zum Film bei.
Eine der grössten Schwächen sind die Comiceinschübe. Sie folgen keiner klaren Linie und häufig ist unklar, was ausgesagt werden soll. Weder sind sie eine Reproduktion der alternativen Modelle noch eine Karikatur der stereotypischen Lebensmodelle, die als eine Art Spiegel fungieren könnte. Deshalb scheint es unpassend, dass sie sich Klischees bedienen, wie dass die Frau rosa trägt und der Mann blau und nicht kochen kann. Diese Details sind störend, wenn über Rollenmodelle gesprochen wird, die mit einem Geschlecht assoziiert werden. Die gewünschte Auflockerung zwischen den Porträts bleibt somit aus. Nichtsdestotrotz leistet der Dokumentarfilm einen Beitrag zur aktuellen Debatte zu den Geschlechterrollen und alternativen Lebensmodellen.

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