Editorial #17

Illustration: Tobias Bolliger, www.tobiasbolliger.ch
Liebe Freund*innen reflektierter Rundreise-Retreats
Die Zeit der mehrmonatigen Sinnessuchen an sonnigen Sandstränden ist vorbei, die forcierte und per Internet hochstilisierte Produktivität hat wieder ihren Weg in unseren Alltag gefunden. Die postsommermonatlichen Sehnsüchte treiben uns in dieser Ausgabe gleich in vielerlei Hinsicht ins Ausland. An Tan-Lines und Sonnenstiche ist hier jedoch kaum zu denken – wir haben unsere seichte Sommerlektüre beiseitegelegt und wandeln auf entgegengesetzten Pfaden der UN-Blauhelme nach Syrien. Durch ein interdimensionales Portal teleportieren wir uns alsdann in ein Paralleluniversum und lernen ein Land kennen, in dem die Volksvertreter*innen nicht gewählt, sondern per Losverfahren bestimmt werden. Ganz und gar kein Gedankenexperiment, sondern bittere Realität ist hingegen die Situation von abgewiesenen Asylsuchenden, die nicht in ihr Herkunftsland zurückkehren können, aber auch hierzulande nicht gerade zum Bleiben eingeladen werden. Dass, wer sich ums Bleiben nicht zu scheren braucht, gern ab und an wieder das Weite sucht, zeigen uns schliesslich Träumereien von fernöstlich gewürzten Afrika-Reisen und indisch angehauchten Kakaozirkeln. Mit der Frage nach dem Bleiben sehen sich zu guter Letzt auch jene konfrontiert, die ihren Träumen und Sehnsüchten nach alternativen Wohn- und Lebensformen nachgehen, indem sie sich den Platz holen, der ihnen von staatlicher Seite verwehrt wird.
Ihr seht, liebe Leser*innen: Wir sind im Herbstsemester angelangt. Der schnöde Alltag hat sich wieder in unsere Gliedmassen gefressen wie der Borkenkäfer in die Buchen des Egghölzli. Schwer und melancholisch zieht er
uns hinunter ins tiefe Dunkel des Kellerverlieses, das sich bsz-Redaktionsrümli nennt; und nur Träume und Sehnsüchte sind es, die uns noch am Leben halten und die euch dieses farbenfrohe Prachtexemplar einer infolge vorangehender Sommer-Eskapaden unter grösstem Zeitdruck aus dem Boden gestampften studizytig in den Händen halten lässt.
In diesem Sinne: Carpe diem und wer zu spät kommt, bestraft das Leben und träume nicht das Leben, sondern lebe deine Träume.
Eure bsz-Redaktion.