Editorial #15

Illustration: Tobias Bolliger, www.tobiasbolliger.ch
Liebe Freund*innen haltloser Vortrittsregeln
Manchmal eröffnen sich Journalist*innen gegenseitig Tipps für eine bessere Schreibe. Das klingt dann so: «Drehen Sie Klischees um wie Steine.» Doch was will uns diese Plattitüde lehren? Dass unter jedem Stein die Kellerasseln tanzen? Dass die besten Geschichten dort versteckt liegen, wo der Schatten fällt? Dass naturfeuchte, erdige Texte die ehrlichsten sind? Oder dass Journalismus und Gewichtheben ein und dieselbe Sache sind?
Dass letzteres mehr als eine eindimensionale Analogie ist, wird uns jeweils bewusst, wenn wir im Schweisse unseres Angesichts eine dreieinhalbstündige Sitzung vor uns herpeitschen, nur um sie dann mit Augenringen und einem unfertigen Heftplan zum Abschluss zu bringen. Das sind nun mal die Anstrengungen, die ambitionierter Journalismus mit sich bringt, würde der Vater des zitierten Ratschlags ausführen. Oder wie sich unsereins in Anspielung auf ein vielgelobtes Kommunikationstool spitzzüngig zuflüstert: «This is no zuckerslack».
Umso schöner, dass wir auch in dieser Ausgabe wieder lauter recherche- und zeitintensive Texte abdrucken dürfen: Wir untersuchen das Aftermath der Wahl von Jair Bolsonaro in Brasilien, nehmen uns des sensiblen Themas der schweizerischen Sterbehilfe an und wagen uns in die dunklen Gefilde universitärer Gruppierungsfinanzierung. Nebenbei stellten wir fest, dass das Uninteressanteste an unserer Interviewpartnerin Sarah Akanji ihre Verwandtschaft mit dem Fussballspieler selben Nachnamens ist und entdeckten im Gespräch mit hiesigen K-Pop Fans jenes Gadget, das selbst die semi-legendären bsz-Partys im ISC noch aufwerten könnte: per App synchronisiert leuchtende LED-Sticks.
Wir wünschen gute Lektüre.
Eure bsz-Redaktion